Motorradstiefel sollten möglichst robust und stabil sein und besonders für Endurofahrer auch noch einen guten Schienbeinschutz gewährleisten.
Die meisten sogenannten Endurostiefel sind da meiner Erfahrung nach zu instabil. Erst stabile Cross-Stiefel bieten den nötigen Schutz, falls einem das Mopped mal auf den Fuß fällt und das kommt im Gelände immer mal wieder vor. So bequem Cross-Stiefel auch sind, und die mit integrierten Innenschuhen sind da gar nicht so schlecht und neigen auch nichtmal mehr zu unangenehmen Gerüchen, für längere Wanderungen taugen sie meist nicht. Wasserdichte Endurostiefel soll es zwar geben, aber bei meinen lief das Wasser bisher immer nur rein und nicht wieder raus. Da wir auf unserer Reise auch hin und wieder kleine Wanderungen unternehmen wollten und auch sicher in Städten viel zu Fuss unterwegs sein würden mussten wir auf jedenFall auch Wanderschuhe mitnehmen. Jetzt ist aber der Platz auf einem Motorrad begrenzt und obwohl ich die letzten Jahre, sogar für kurze Fahrten und den Weg zur Arbeit, immer mit Cross Stiefeln und Knie/Schienbein Protektoren gefahren war, entschied ich mich für diese längere Reise dagegen. Stabile Schuhe vermitteln mir zwar immer ein gewisses Sicherheitsgefühl aber früher war ich schon mit Bergstiefeln gefahren und so nahm ich meine gut eingelaufenen Meindl Leder-Bergstiefel mit, die ich das ganze Jahr fast ununterbrochen getragen habe. Aufgrund ihres Alter waren sie zwar nichtmehr dauerhaft wasserdicht aber frisch gefettet doch recht lang und selbst in Nass waren sie immer noch warm und aufgrund der hervorragenden atmungsfähighkeit des Leders hatte ich auch nie Probleme mit stinkenden Socken. Zusätzlich hatte ich noch ein paar leichter CrossRunning Schuhe, Teva-Sandalen und zum Duschen FlipFlops dabei, die immer aussen an den Kisten unter dem Spanngurt eingeklemmt waren. Die Laufschuhe hatte ich allerdings so selten an, dass ich sie bereits nach wenigen Wochen mit anderen unbenutzen Ausrüstungsgegenständen wieder nach Hause schickte.
Suse entschied sich, mit Docs zu fahren, wie sie es schon immer machte. Zusätzlich hatte sie Chucks, Flip Flops und fast neue Bergstiefel dabei. Die Bergstiefel von Lowa waren mit einer Goretex Membran ausgestattet und hatten im Gegensatz zu den Docs eine gute Vibram Sohle und taugten so auch für nasses Wetter, zum Wandern und waren auch noch wärmer. Allerdings neigten sie von Anfang an aufgrund der Membran zu Stinkefüßen. Im Süden von Patagonien zog sie die Trekkingschuhe dann erstmals an, als wir an der Magellanstraße campierten und einen halb Tagesausflug in ein Hochmoor unternahmen. Bereits nach wenigen Schritten saugten sich ihre Lowa Kody GTX MID Junior voll Wasser, obwohl sie gerade mal ein Jahr alt und kaum getragen waren. In der Folgezeit konnten wir sie für kurze Zeit noch mit reichlich Imprägnierspray retten aber die Gore Tex Membran war kaputt.
Wir schickten bei nächster Gelegenheit mails an Lowa und auch an Gore Tex und erhielten auch Antworten. Allerdings waren sich beide Hersteller einig, daß wir die Schuhe falsch gepflegt, und überansprucht hätten und daß „Kinderschuhe“ weder für Erwachsene Menschen, noch für derartige Beanspruchungen ausgelegt wären.
Die schönsten Mailausschnitte:
Lowa:
Beim Kody GTX MID Junior handelt es sich leider bei Weitem nicht um einen Bergstiefel. Um es mal zu vergleichen, es wäre so, als hätte Ihnen Ihr Motoradhändler gesagt, dass Ihre Enduromaschinen auch für die Rennstrecke gut geeignet sind. Da hat sich der Händler wohl etwas vertan. Das Junior steht zudem für Kinderschuhe, die auch für ein entsprechendes Gewicht ausgelegt sind.Dennoch wünsche ich Ihnen weiterhin viel Erfolg auf der Tour. Evtl. hilft das Imprägnierspray. Ansonsten würde ich Ihnen empfehlen, den Schuh auch vernünftig einzuwachsen. Wachs imprägniert zusätzlich und pflegt das Leder.
Lowa:
Sie haben sich für einen Kinderfreizeitschuh entschieden, der auch für den entsprechenden Gebrauch konzipiert ist (Spaziergänge, Spielplatz, Waldboden). (…)Wird das Leder aufgrund mangelnder Pflege hart und spröde, dann reibt es die Membrane im Inneren des Schuhs auf und der Schuh wird undicht
Gore Tex:
Der Kinderschuh wurde für den falschen Einsatz verwendet und ist nicht dafür vorgesehen. Ein Kinderschuh ist grundsätzlich nicht für extreme Verhältnisse geschaffen und daher auch nicht auf diese Bedingungen getestet. In einem Kinderschuh sind auf Grund des leichten Gewichts und des Verwendungszwecks weniger Verstärkungen eingebaut. Des weiteren passt sich der Schuh einem Kinderfuß an, die eine andere Fußform besitzen.
Gore Tex:
Grundsätzlich sind Kinderschuhe nicht dafür konzipiert, dass sie den Anforderungen eines Erwachsenenschuhs standhalten
Der Werbetext:
Steht dem Modell der Eltern in Nichts nach – der Lowa Kody II GTX Mid Junior! Die Wanderschuhe aus schönem Leder-Obermaterial sind dank Gore-Tex Futter wasserdicht. Zudem sorgen sie für ein gutes Fußklima, da sie Körperfeuchtigkeit nach außen entweichen lassen. (…)
Die robuste Vibram Sohle gibt den Kids griffigen Halt im Gelände. Das tiefe Profil ist für jeden Outdoor-Einsatz gemacht – vom Abenteuerspielplatz bis hin zu Wanderungen im Mittelgebirge. (…)
Uns war bis zu diesem Zeitpunkt garnicht bewusst, dass wir einen Kinderschuh gekauft hatten und auch im Nachhinein sind wir der Meinung, dass gerade Kinderschuhe beim herumtoben hohen Beanspruchungen standhalten müssen – scheinbar sind Trekkingschuhe für Erwachsene in Größe 36 nicht so leicht zu finden.
Résumé:
Kinderschuhe sind NICHT für Erwachsene geeignet!
Für mich hat es sich bewährt mit Bergstiefeln zu fahren. Wir sind nicht allzu sportlich unterwegs und bei Suses gelegentlicher Stürzen war die Schutzwirkung der Docs ausreichend.