Zurück im Iranischen Hochland ist es auch vorbei mit Frühling, nur halb so schlimm, da jetzt er erstmal Kultur auf dem Programm steht.
Ganz ungewohnt für uns Sightseeing zu machen. Darauf haben wir bisher auf unserer Reise weitgehend verzichtet. Da uns ein nettes Plätzchen mit Lagerfeuer und Aussicht eigentlich viel lieber ist als Museen und Moscheen haben wir um die meisten Städte bisher einen großen Bogen gemacht. Im Iran stehen aber die nächsten Tage neben Shiraz auch noch Yazd und Isfahan auf dem Programm und zwischendurch sind da dann auch noch die ein oder anderen antiken Ruinen. Aber da Campen bei den Wetteraussichten eh keinen Spaß macht – dann halt zur Abwechslung nen Städtetrip und eine beheizte und trockene Unterkunft hat dann doch auch was. Allerdings muss man die im Iran erst mal finden. Gar nicht so einfach, da hier booking.com nicht funktioniert und wir ja abgesehen vom Preis auch noch Wert auf einen sicheren Parkplatz legen. Über Homestays.com finden wir dann tatsächlich ein Zimmer und die Moppeds stehen direkt vor unserem Schlafzimmer-Fenster hinter Schloss und Riegel – Top!
Unseren Besichtigungsmarathon starten wir mit dem Shah Tscheragh. Hierfür muss sich Suse allerdings angemessen kleiden. Ein Kopftuch allein reicht da nicht aus, hier muss sie sich mit einem Tschador komplett verhüllen. Den bekommt sie gratis am Eingang. Ebenso gratis am Eingang bekommen wir einen Guide, der uns herumführt und viel erklärt. Besonders beeindruckend sind die verspiegelten Räume und da es abends dann außen alles beleuchtet ist, kommen wir ein zweites Mal um noch ein paar Fotos zu machen und dürfen dabei dann auch ohne Guide herumlaufen.
Am nächsten Morgen in die Nasir al Molk Moschee. Nur Vormittags steht die Sonne richtig. Allerdings sind wir nicht die einzigen, die auf diese Idee gekommen sind und so gibt es kaum eine Möglichkeit zwischen den Menschenmassen, die sich hier drängeln und immer ins Bild laufen, ein paar Bilder zu knipsen. Irre – so viele Touristen haben wir nicht mal in Goa gesehen. Meine Laune ist eh auf dem Tiefpunkt. Beim Losgehen ist meine Knipse vom Stuhl gefallen. Die RX100 war zwar in der gepolsterten Fototasche und in einem Stoffbeutel, aber trotzdem hat der kleine Runterfaller gereicht, dass das Metallgehäuse so verbogen ist, dass Blitz und Sucher nicht mehr einrasten, dafür aber das Einstellrad verklemmt is. Von einer so hochpreisigen Kamera hätte ich mir da wirklich mehr erwartet.
Unsere nächsten Top Sehenswürdigkeiten hätten wir uns dann aber auch sparen können. Die uns empfohlenen Parks und Gärten lohnen sich im Winter nicht wirklich und wenn man kein Fan von diesem Dichter, (keine Ahnung mehr wie der heißt) ist, ist sein Mausoleum auch eher uninteressant. Da hätten wir uns so einiges an Eintritt sparen können.
Auf dem Weg nach Yazd liegt dann das nächste Kulturspektakel. Die Ruinen von Persepolis, die Alexander der Große zwar platt gemacht hat, die aber vermutlich nur deswegen überdauert haben. Diesmal gönnen wir uns sogar einen Guide, ohne wären es ja doch nur n paar kaputte Steine und mit gibts wenigstens ein wenig Info dazu. Am Parkplatz treffen wir dann zufällig auf Hassan mit Familie. Witzigerweise war der erste Tipp über den Iran, den wir von anderen Reisenden bekommen haben: Falls ihr nach Teheran kommt, müsst ihr unbedingt zu „San Marco“, da gibts das beste Eis im Iran. Vorerst bekommen wir von Hassan, dem Eigentümer dieser Eisdiele, zwar nur einen Kaffee gebraut, aber auch der war lecker.
Für den Abend ist es dann mal wieder gar nicht so einfach, einen Übernachtungsplatz zu finden. Entlang unserer Strecke scheint es keinerlei Hotels zu geben und auch die Suche nach einem Zeltplatz gestaltet sich nicht ganz so einfach. Ausgerechnet hier ist der Iran plötzlich überraschend dicht besiedelt und zudem gebirgig und außerdem wollen wir ja auch etwas Feuerholz, da es mit Sonnenuntergang schlagartig auch eiskalt wird und die Temperaturen nur noch knapp über Null Grad liegen. Da es mir aber nach wie vor leichter fällt Zeltplätze als Hotels zu finden, klappt das aber auch noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang, und sogar noch in einem Tal in Ost West Ausrichtung, so dass wir nicht nur Abends, sondern auch Morgensonne haben.
In Yazd überrascht uns mein GPS dann mal wieder und lotst uns durch die engsten Gässchen der Altstadt. Und diese Gässchen sind zum Teil höchstens für Fußgänger oder mäßig beladene Esel gedacht und zum Teil sogar mit Drehkreuzen blockiert, um die einheimischen Mofafahrer draußen zu halten. Da an Wenden aber eh nicht mehr zu denken ist, zücken wir unser Händi und schaun mal auf die Satellitenkarte wie wir aus dem Gewirr am besten wieder herausfinden. Der vorgeschlagene Weg ist uns, obwohl es nur noch wenige hundert Meter wären, recht suspekt. Die Durchfahrtshöhe jedenfalls ist zu niedrig um zu fahren und die Moppeds durchschieben ohne zu wissen wie es weitergeht fällt dann doch aus.
Auf dem kleinen Umweg schauen wir noch kurz ein Zimmer in einem Guesthouse an. Parkplatz wäre im Innenhof daneben, aber das Zimmer ist uns zu klein mit all unserem Geraffel. Es ist jedesmal wieder erstaunlich wie viel Zeug wir so dabei haben und in Null Komma Nichts in unseren Zimmern verteilen, ganz besonders erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das meiste von unserem Gepäck ja immer am den Motorrädern bleibt.
Unser Ziel Hotel, einer Empfehlung aus ioverlander, hat zwar dann ein größeres Zimmer, aber dafür ist der Platz für die Motorräder suboptimal. Im Gang des Eingangsbereiches, also nur durch eine permanent geöffnete Tür von der Straße getrennt und so schmal, dass wie ganz schön Tetris spielen müssen, damit die anderen Gäste noch vorbeikommen. Aber jetzt nochmal zum ersten Guestehouse zurück haben wir auch keine Lust mehr. Außerdem sind sowohl Zimmer als auch Innenhof ordentlich beheizt und gegen etwas Wärme haben wir gar nichts einzuwenden.
An Yazd gefällt uns dann die Altstadt an sich sehr gut, die total anders als alle bisherigen Städte unserer Reise ist. Es ist eher wie ein zu groß geratenes Dorf aus Lehmhütten und vielen verwinkelten Gassen und dem Tourismus sei Dank auch recht gut erhalten, bzw renoviert. Viel Leben wäre hier ohne die Hotels und Restaurants vermutlich nicht mehr, wie man an einigen eher abgewohnten Ecken deutlich sehen kann.
Die Moscheen und Parks hauen uns eher nicht vom Hocker aber wir sind ja auch Kulturbanausen. Dafür bekommen wir hier endlich unsere neuen Visiere, als Ersatz für die vom Sandsturm zerstörten. Dank Facebook haben wir einen Reisenden gefunden, der sie uns aus Deutschland mitgebracht hat. Und auch unser Equipment können wir hier reparieren lassen. Wir müssen zwar eine Weile suchen, aber irgendwann finden wir einen Handwerker mit passender Nähmaschine, der uns alle unseren verschlissenen Klettverschlüsse und Reißverschluss-Zipper austauscht. Die Zeltreißverschlüsse funktionieren erstaunlicherweise immer noch, dafür haben die vom Tankrucksack kein halbes Jahr durchgehalten.
Auf dem Rückweg zum Hostel kommen wir dann noch zufällig an einer „Zeremoniellen Turnübung“ vorbei, bei der unter Aufsicht der örtlichen Mullahs abends vor der Moschee die Keulen geschwungen werden.