Da unsere Gastgeber früh in die Arbeit müssen, kommen auch wir in Trelew früh los. Noch ist es kühl, aber die drückende Hitze der letzten Tage ist uns noch gut in Erinnerung, so dass wir die frühen Morgenstunden genießen um einzukaufen, zu tanken und die Stadt zu verlassen.
Bis Esquel, wieder am Andenrand, sind es noch knapp 700km von der Atlantikküste quer durch die wüstenartige Pampa.
Nach 100 km machen wir im Windschatten der Tankstelle von Las Chapas Frühstückspause und versuchen wieder wach zu werden. Die 28 Grad schläfern gemeinsam mit der monotonen Landschaft und der geraden Strasse ganzschön ein. Lediglich die Windböen wecken uns immer wieder auf, aber das hatten wir auf bedeutend schlechteren Strassen schon schlimmer erlebt.
Wie zwei blutige Patagonien Anfänger fahren wir ohne zu tanken weiter. Alle 100 km soll hier wieder eine Tankstelle kommen und die 4 Liter lohnen ja kaum. 75 km weiter in Las Plumas gibt es dann mal wieder keinen Sprit. Naja, halb so schlimm, haben ja noch halb voll und immerhin gibts Kaffee und Windschutz. Nachdem es nach weiteren 100 Kilometern in Los Altares auch kein Nafta gibt, wird Suse langsam nervös aber in Paso del Indio haben wir Glück und die Tankstelle füllt unsere Moppeds wieder bis oben hin auf. Im Ort selber finden wir dafür keinen einzigen geöffneten Laden und können unsre Vorräte leider nicht aufstocken.
Ab hier verlassen wir die geteerte 25 und fahren das Chubuttal entlang nach Norden. Sofort ist der Kies wieder recht grob und der Schotter weich und Suse muss sich nach der letzten Woche auf Teer wieder mühevoll an den weicheren Untergrund gewöhnen. Leider ist mal wieder alles eingezäunt, so dass wir länger fahren als wir eigentlich vor hatten.
Irgendwann finden wir einen kleinen Seitenweg der von dem breiten Hauptcanyon in ein Seitental führt und haben so mal wieder ein ruhiges Plätzchen zum wild Zelten und sogar Gestrüpp für ein kleines Feuer. Die Landschaft rund um uns erinnert mich stark an Marokko. Nur die manchmal lästigen Araber fehlen. Lediglich ein vorbeikommendes Auto hupt uns einen freundlichen Gruss zu.
Weiter fahren wir durch das immer spektakulärer werdende Chubut Tal nach Piedra Parada. Wir fühlen uns wie im Grand Canyon. Die Felsen steigen direkt neben der Strasse z.T. mehrere hundert Meter steil in die Höhe und leuchten alle paar Kurven in anderen Farben. Der blaue Fluss zu unserer Rechten ist von Grünen Oasen gesäumt und hin und wieder liegt eine kleine Estancia am Wegesrand. In Paso del Sapo bekommen wir Sprit und beim Bäcker sogar noch einen Eisbecher geschenkt, nachdem ich für ein Stück süsses Gebäck schon nichts zahlen musste, da er sonst nur im Dutzend verkauft.
Beim Piedra Parada an der Geierschlucht schauen wir uns erst nach einem Plätzchen zum wild Zelten um, entscheiden uns dann aber doch für den auf den ersten Blick wüst aussehenden Campingplatz. Direkt am Fluss finden wir unter Bäumen einen Stellplatz mit toller Aussicht, Feuerholz in Sammel-Reichweite, windgeschützter Feuerstelle und Tisch.
Nach einem Wandertag durch die Geierschlucht wollen wir nach Esquel und weiter nach Chile zum nördlichen Teil der Carretera Austral und dem Pumalin Park. Allerdings sind die Wetteraussichten für Chile im Gegensatz zu den Argentinischen für die nächsten Tage sehr regnerisch so dass wir uns entscheiden noch einmal nach Bolson zu fahren und diesmal im Parque Los Alerces zu übernachten. Nach 70 km am Parkeingang erleben wir dann allerdings eine unangenehme Überraschung. In der Saison soll der Park 10€ Eintritt kosten. Viel gibt es da nicht zu sehen und so kehren wir wieder um und suchen uns in Esquel einen Campingplatz. So haben wir immerhin mal wieder eine lauwarme Dusche.
Bolson muss warten. In Cholila findet am Wochenende ein grosses Nationales Asado Fest statt. Erwartet werden 45000 Besucher, die an drei Tagen 450 Lämmer und 75 Rinder verzehren. 20 Tonnen Fleisch!
Wir finden die Campingwiese und bauen unser Zelt an der besten Aussicht und nicht an der wingeschütztesten Stelle auf. Wird es schon aushalten, denken wir uns, während rund um uns herum an den Billig-Zelten der Einheimischen die Stangen nachgeben. Als wir gerade ein Radler in der Sonne getrunken haben zieht ein Unwetter auf. In wenigen Minuten ist der Himmel pechschwarz und heftige Regenböen treiben die anderen Camper in ihre Autos. Wir verkriechen uns in unser Zelt, lesen und halten Siesta.
Hat uns der Wetterbericht mal wieder verarscht, denken wir uns, als tatsächlich nocheinmal der Himmel zum Vorschein kommt. Wir schälen uns aus dem Zelt und laufen zum Festplatz, wo ich endlich mal Lamm Asado probieren möchte. Wir werden noch gefragt, welches Stück wir denn mögen, kennen uns beim Lamm aber ned aus und wissen schon garnicht wie Haxe oder Filet auf spanisch heissen und bestellen einfach etwas „Gutes“, bekommen dann aber leider etwas zu lange gegrillte Rippen und noch 3 Stückchen mit nicht viel dran. Die Rinderportionen hätten teilweise locker für zwei gereicht aber wir werden trotz zweier Salate nicht so recht satt. Als sich auf der Bühne dann die Begrüssung des Gouverneurs reichlich in die Länge zieht und es ausserdem empfindlich kalt wird, verziehen wir uns noch vor dem Feuerwerk wieder in unser Zelt und kuscheln uns in unsere warmen Schlafsäcke.
Am nächsten Morgen bauen wir unsere Zelte ab, schlendern nochmal über den Festplatz, essen leckere Empanadas und dazu gibts frisch gemixte Himbeermilch bevor wir uns dann über die frisch geteerte Strasse, bei reichlich Gegenverkehr auf nach Bolson machen.
Gut daß wir gestern schon hier waren. Heute wäre es uns zu voll geworden.
In El Bolson möchte ich erst noch auf den Markt, um mir an einem der Kunsthandwerkerstände eine schöne Bomobilla zum Mate trinken zu kaufen. Ich kann mich ewig nicht entscheiden und als ich den Foto aus der Jackentasche holen möchte um auf die Uhr zu schaun ist die Freude groß. Tasche leer. Foto weg!
Ich hatte die Jacke zwar über die Schulter hängen, aber Suse war fast die ganze Zeit direkt hinter mir im Getümmel. Wir sind sprachlos und fragen erstmal bei der Polizei nach, ob vielleicht etwas gefunden und abgegeben wurde.
Shit. Für heute Abend hatte ich die nächste Datensicherung geplant. 10 Tage Fotos weg.
Die Motobar, Trelew, die Fahrt durch den Chubut Canyon und das Asadofest mit einigen schönen Schnappschüssen von Gauchos und Marktständen und den riesigen Grills.
Suse hat leider nur sehr wenige Bilder gemacht. Gerade während der Fahrt fotografiere ich viel mehr, fahre oft ein wenig voraus und warte dann an schönen Stellen auf sie und schiesse gleich ein paar Bilder. Shit! Shit! Shit!
Jetzt habe ich auch keine Lust mehr auf eine Bombilla, ausserdem ist es zu warm und wir wollten ja eigentlich zum Kaffee bei Krämers auf dem Campo sein.
Unser nächstes Ziel Bariloche fällt auch aus. Klaus, den wir dort noch einmal besuchen wollten, hatten wir zufällig auf dem Weg nach Bolson am Strassenrand getroffen. Er ist schon wieder unterwegs mit einer Gruppe Motorradreisender nach Ushuaia. Da wir nicht rechtzeitig einen günstigen Campingplatz und auch keine Stelle zum wild Zelten finden müssen wir im völlig überlaufenen Bariloche übernachten. Zwar Camping am See, aber staubig von der Vulkanasche.
Der nächste Grenzübergang nach Chile bringt uns dann noch viel mehr Vulkanasche, da wir nur wenige Kilometer am Puyehue vorbeifahren, der bereits seit 8 Monaten am Asche spucken ist. Hinter Villa la Angostura sieht es wüst aus. Die Bäume haben, obwohl es hier Hochsommer ist, noch nicht ausgetrieben und am Strassenrand liegt die Asche Meter hoch. Wie die Schneewehen in den Alpen. Die Strassen sind allerdings gut geräumt und so kommen wir schnell zur Grenze.
Der Grenzübergang selbst ist allerdings ein Albtraum. Lange Schlangen, heiss, langsam und auf der chilenischen Seite eine grobe Kontrolle auf Lebensmittel. Und wieder was gelernt. Linsen dürfen nicht eingeführt werden, Reis schon. Kapiert haben wir das nicht, sind aber sauer, da die Kontrolleurin grob in jeder Kiste und jedem Packsack unser Gepäck durchwühlt hat. Durch gespenstische Landschaft reisen wir nach Chile ein. Die Strasse ist gut zu fahren, die Landschaft eigenartig grau und im Tal angekommen finden wir einen ruhigen Platz am Fluss mit Blick auf die Rauchwolke und Schwemmholz fürs Lagerfeuer.
Huhu, jetzt werde ich doch mal meine Schreibfaulheit ueberwinden um Suse ein hoechstpersoenliches Sandfahrdoppellob auszusprechen, ich habe ja auch so meine Kaempfe…
Wir waren vor einer Woche in Tafi, sind dann die Ruta quaraenta weiter bis Cachi, dann konnte man sie aber leider nicht weiterfahren, wegen noch nicht aufgeraeumten Strassenueberspuelungen, deshalb nach Salta , Jujuy, schlafen heute Nacht auf einem akzeptablen Campingplatz in Tilcara und versuchen morgen ueber den Paso Jama nach Chile einzureisen.Die Trockenzeit faengt wohl hier in den Anden spaeter an als gewoehnlich , mal sehen…
Falls Ihr auch noch nach Chile rueber fahrt, treffen wir uns bestimmt irgendwo., das waere schoen, falls ihr direkt von Argentinien Bolivien ansteuert, gute Fahrt . Liebe Gruesse Ute ( die mit der 650 GS )