La Paz

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Mai 072012
 

Obwohl wir Städte auf unserer bisherigen Reise weitgehend gemieden haben, zelten wir seit wir in Bolivien sind kaum noch. Nicht weil es nicht genügend geeignete Stellen geben würde, vielmehr weil Unterkünfte und Mahlzeiten hier derart günstig sind, daß es sich schier nicht lohnt selbst zu kochen.
In La Paz entscheiden wir uns gegen das Hotel Oberland, das von den meisten europäischen Reisenden angefahren wird. Wenn schon Stadt, dann richtig und mitten drin. Die Fahrt durch die Aussenbezirke und El Alto macht keinen großen Spass. Der Verkehr ist zwar nicht besonders schlimm, aber die Abgase sind überwältigend. Einmal meint Suse sogar dass der Laster vor uns brennen würde, so gewaltig wie er schwarz raucht. Über die Stadtautobahn kommen wir als Motorradfahrer mautfrei und schnell ins Stadtzentrum. Zumindest beinahe. Kurz vor unserer Ausfahrt blockieren Demonstranten die Strasse und vor uns stauen sich die Busse und Colectivos. Zum Glück gibt es eine Lücke in der Mittelleitplanke und so können wir auf die Gegenfahrbahn ausweichen.  Die Demonstranten winken uns durch und nach kurzer Suche finden wir ein Hostal bei dem wir die Motorräder im Innenhof parken können.
Für die nächsten Tage haben wir einiges vor. Meine neue Kette, die wir in Chile gekauft und in Sucre montiert haben, ist Schrott. Da hätte ich auch die alte drauflassen können. Suse braucht neue Hosen, da ihre alten Jeans nur noch aus Löchern bestehen. Heidi und Bernd, die im „Oberland“ abgestiegen sind, wollen wir auch noch besuchen und die Stadt will schließlich auch erkundet werden.


Egal von welcher Perspektive aus ist La Paz beeindruckend. Durch die Lage in einem Canyon, kann man von oben beinahe die ganze Stadt überblicken. Obwohl die Talwände aus brösligen Kies und Sand-Ablagerungen bestehen, die teilweise bizarr ausgewaschen sind, sind nahezu alle Steilwände mit unverputzten Ziegelhäusern bebaut. Die oberen Wohnlagen sind den ärmeren Einwohnern vorbehalten, da hier das Klima im Jahresmittel bis zu 6 Grad kühler ist als im beinahe 800m tiefer gelegen Talgrund.
Uns gefällt die Stadt und so bleiben wir mal wieder länger als geplant und unternehmen am Sonntag Nachmittag einen Abstecher nach El Alto zum Cholita Wrestling. (Als „Cholitas“ werden in Bolivien die traditionell mit Röcken und Hüten gekleideten Frauen bezeichnet.)
Im Vorverkauf kosten die Eintrittskarten ca. 80 Bol / 9,-€ inkl. Shuttle Service und 1. Reihe Garantie. Wir wollen aber an der Abendkasse die normalen Tickets für etwa einen Euro erwerben. Um Kurz nach vier öffnet die Kasse. Hinter uns hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Ausnahmsweise waren wir rechtzeitig. Am Kartenschalter dann allerdings die Enttäuschung. Touristen müssen mal wieder mehr zahlen 50Bol statt 10Bol und da wir nicht im Vorverkauf gebucht haben, dürfen wir nichtmal in die ersten beiden Reihen und so verziehen wir uns auf die Holzplanken der Tribüne, von wo aus die Sicht zwar besser ist, der Sitzkomfort aber zu wünschen übrig lässt. Wer hätte das gedacht, daß wir mal zum Wrestling gehen – und dann auch noch in Bolivien.

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