Kirgistan
Galerie und Reisebericht meiner ersten Kirgisien Motorrad-Reise 2007
Die ehemalige Sowjetrepublik Kirgisien liegt mitten im Tianshan Gebirge, eingezwängt zwischen den endlosen Ebenen Kasachstans im Norden und dem riesigen China im Süden.
Ankunft am Flughafen in Bishkek. Leider ist es draußen stockfinstere Nacht und so entgeht mir das überwältigende Panorama der schneebedeckten Berge, die sich im Süden bis an die Hauptstadt Kirgizstans heranreichen.
Auf den weitläufigen Straßen Bischkeks, das mir wie eine Mischung aus einem russischen Riesen-Dorf mit einigen sowjetischen Prachtbauten erscheint, herrscht reges Treiben als wir uns nach einer kurzen Nacht aufmachen, um unsere Motorräder aus dem Zoll am Container-Bahnhof zu holen. Bereits Wochen zuvor waren unsere Moppeds mit der Transsibirischen Eisenbahn vorausgereist und es herrscht bei allen große Erleichterung, dass alle den Transport unbeschadet überstanden haben.
Am nächsten Morgen geht es endlich los. Wir packen alle unsere Motorräder und laden die restliche Ausrüstung in unseren Begleit-LKW, einen alten KAMAZ der uns die nächsten drei Wochen begleiten wird. Nach einem leckeren Mittagessen fahren wir auf immer kleiner werdenden Sträßchen und Schotterwegen Richtung Süden. In einem kleinen Seitental schlagen wir unser erstes Nachtlager auf und während unsere Begleitcrew das Abendessen zubereitet, erkunden wir den weiteren Verlauf des Kegeti.
Auf gut ausgebauten Teerstrassen fahren wir durch kleine Dörfer in denen zahlreiche russische und kasachische Touristen einige Urlaubstage am riesigen Issyk-Kul verbringen.
Mit seinen 180 km Länge und 60 km Breite ist der Issik-Kul der zweitgrößte Gebirgssee gleich nach dem südamerikanischen Titikakasee. Der auf 1600 m Höhe gelegene See erscheint uns mit seinen Sandstränden wie ein kleines Meer. Lediglich schneebedeckte Gipfel am anderen Ufer erinnern uns daran, dass wir uns mitten im Gebirge befinden und wir machen uns nach einer ausgedehnten Siesta am Strand wieder auf den Weg. Auf schnellen Schotterpisten geht es flott bergan bis wir eine Hochebene erreichen. Die Landschaft, anfangs noch Alpin, wird weitläufiger und durch die zahlreichen Jurten rechts und links des Weges kommt mehr und mehr das richtige Urlaubsfeeling auf. Kaum noch Fahrzeuge verkehren auf diesen abgelegenen Wegen. Das gängige Fortbewegungsmittel hat hier 4 Beine. Jeder auch noch so kleine Junge reitet hier sobald er sein Jurtencamp verlässt.
Die einheimischen Hirten ziehen mit ihren Viehherden genau wie ihre europäischen Kollegen über den Sommer auf die Hochweiden. Der wesentliche Unterschied zu unseren Alpen-Bauern sind die mobilen Jurten, die über den Winter abgebaut werden, um im nächsten Jahr zumeist an den angestammten Plätzen wieder neu aufgebaut zu werden.
Inmitten dieser Schaf- und Pferdeherden übernachten wir heute in einer kirgisischen Jurte.
Nach zwei Stunden vergeblicher Einschlafversuche verlasse ich das Schnarchkonzert in der Jurte und lege mich draußen neben mein Mopped. Mit den Sternen über mir fällt mir kein Platz ein, an dem ich in diesem Moment lieber wäre.
Die nächsten Tage umrunden wir den Issyk-Kul.
Von Karakol aus unternehmen wir einen Tagesausflug nach Südosten. Traumhaftes Terrain für unsere großen Enduros. Nachdem wir die weite Hochebene hinter uns gelassen haben, geht es erst durch malerischen Wälder, die eine Seltenheit in dieser waldarmen Gegend darstellen- bergan. Hin und wieder werden wir am Wegrand bei einem Fotostop von Hirten angesprochen und zu Wodka (es ist Vormittag!) Kymiss (gegorene Stutenmilch) oder in nahe gelegene Jurten zu frischem Fladenbrot eingeladen. Immer weiter geht es bergauf. Erst fast unmerklich sanft, zuletzt in lang gezogenen Serpentinen . Es kommt Erzbergfeeling auf! Die Berge rechts und links bestehen nunmehr aus brüchigem Fels und Schotter. Die Motorräder verlieren merklich an Leistung. Im Stand gehen die Vergasermaschinen sofort aus. Kein Wunder – wir sind auf fast 4000 m. Ein kurzer, zugig kalter Stop auf der Passhöhe mit Blick bis nach China, fahren wir schnell weiter, bis wir ein sonniges und windgeschütztes Plätzchen am Fluss finden und genüsslich unsere Luchpakete verzehren.
Am Nächsten Tag steht eigentlich nur eine lange Teerstrecke immer entlang des Issyk-Kuls auf dem Programm. Kurz vor Etappenziel versuchen wir noch eine „Abkürzung“ 😉
Ein paar Kilometer Schotterwege und plötzlich fühlen wir uns wie in Marokko.
Wir befinden uns mitten in einem tief eingeschnittenen Wadi. Ein ausgetrocknetes Flussbett, feiner sandiger Flussschotter, nicht zu weich. Jeder Gasstoß bringt das Hinterrad in die richtige Richtung und das bei strahlendem Sonnenschein- Genuss pur. Wir sind nicht sicher ob wir auf dem richtigen Weg sind, aber der Spaß treibt uns voran, bis wir das Seeufer erreichen und einen kleinen Pfad finden, dem wir folgen können.
Nach einem Badestop an einer Lagune am See, die durch ihren hohen Salzgehalt mit dem Toten Meer konkurrieren könnte, wartet bereits ein Festmahl auf uns. Am Rande einer kleinen Apfel- und Pfirsichplantage werden wir von unserer heutigen Gastfamilie mit offenen Armen empfangen und königlich bewirtet. Sogar ihre Jurte, die sie im Sommer ihrem gemauerten Haus vorziehen haben sie uns für die Nacht zu Verfügung gestellt. Das Ehebett steht für diese Nacht neben der Jurte unter den Apfelbäumen!
Weiter geht es auf unserer Runde hinauf zum Song-Köl. Immer weiter geht es bergauf. Schon längst haben die anfänglich geteerten Strassen sich in Schotterwege gewandelt. Nach unzähligen Serpentinen erreichen wir eine Hochebene und sehen von Bergen umringt in der Ferne das blaue Wasser des Song-Köl glitzern. Auf fast 3000 m schlagen wir unsere Zelte auf und lassen den Tag bei einer oder zwei Flaschen Bier ausklingen. Der Sternenhimmel dieser Nacht ist überwältigend und es gelingt mir sogar die Milchstrasse zu fotografieren. Am Morgen sind alle froh als die Sonne langsam die gefrorenen Zelte auftaut. Leider hält das gute Wetter nicht lange an und wir umrunden bei zeitweise leichtem Nieselregen auf kleinen Pfaden – soweit wir welche finden, ansonsten auch ohne den See. Die Landschaft hat sich zu den vergangenen Tagen einmal mehr völlig gewandelt und einige Blick erinnern uns an die grüne, irische Küste. Immer entlang der Seidenstrasse, vorbei an Naryn, ist unser nächstes Ziel eine alte Karawanserei kurz vor der chinesischen Grenze und dem Torugart Pass – Tash Rabat. Nach einer gespenstischen Nacht in den alten Gemäuern aus dem 14. Jh. legen wir einen Ruhetag ein. Etwas wandern, entspannen, in der Sonne dösen und ein ausgedehnter Rundritt stehen heute auf dem Programm.
Am nächsten Tag trennen wir uns von unserem LKW da wir auf dem direkten Weg in den Süden des Landes fahren wollen und nicht sicher ist, ob einige der Pässe für schwere Fahrzeuge passierbar sind. Wir packen also Zelt, Schlafsack und Ausrüstung für die nächsten zwei Nächte auf die Moppeds und machen uns auf den Weg über Jalal-Abad nach Osh.
Der Süden Kirgisiens, das fruchtbare Fergana Tal ist hauptsächlich von Usbeken bewohnt und im Gegensatz zum Orthodoxen Norden Islamisch geprägt. Nach zwei Tagen Fahrt durch spärlich besiedelte und spektakuläre Gebirgskulissen tauchen wir ein in eine andere Welt. Wärme, Sonnenblumenfelder und zahlreiche Ortschaften prägen die Landschaft. Nach den letzten Tagen ungewohnt viel Trubel und nach den Nächten im Gebirge auch viel zu heiß.
In Osh bummeln wir zuerst ausgiebig über den riesigen Markt, bevor wir unserer Gastfamilie für die nächsten zwei Nächte erreichen. Wir sind die ersten Touristen in diesem abgelegenen Ort und das muss gefeiert werden. Natürlich bei reichlich Wodka und einem geschlachteten Hammel. Die gesamte Familie kommt zusammen und den ganzen Tag wir gekocht gegessen und gefeiert.
Unaufhaltsam nähert sich unsere Reise dem Ende. Für den langen Weg zurück nach Bishkek brauchen wir fast drei Tage. Auf gut ausgebauten Strassen geht es entlang des Naryn durch weiterhin abwechslungsreiche Gebirgslandschaften zurück nach Norden.
Nachdem wir die Motorräder wieder im Container fest verzurrt haben, geht es nach einem fabelhaften Abendessen und einer dreiwöchigen Reise entlang der Seidenstrasse zurück nach Europa. Bis zum nächsten Mal – das war hoffentlich nicht mein letzter Besuch in diesem wunderschönen und gastfreundlichen Land – Kirgisien.
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Schöne Seite und Bericht. Würde mich über einen Kontakt freuen, da ich nächstes Jahr im Mai auch in diese Richtung möchte. Allerdings direkt mit dem Motorrad und dann weiter in die Mongolei.
Würde mich über weitere Infos freuen.
Gruß Thomas
Hi Thomas
Aufm Landweg nach Kirgistan / Mongolei hast dir ja ganzschön was vorgenommen. Plan genug Zeit ein, damit du nicht überall wo es dir gefällt gleich wieder weg musst sondern auch mal n paar Tage bleiben kannst. für Rußland brauchst dann vmtl ein Geschäftsvisum sonst bekommst du evtl keine mehrmalige ein und Ausreise. Mit einer Begründung (Reiseverlauf) könnts aber funktionieren.