Nach unserem schönen, aber mückenverseuchten Grillplatz im Valday Nationalpark haben wir mit 430km heute mal eine längere Etappe vor uns. Entgegen aller guten Vorsätze kommen wir mal wieder nicht besonders früh weg, aber das Feuer am Abend war einfach zu schön und Schlaf bekommen wir seit Tagen zu wenig. Gegen 11 sind wir auf der Magistrale nach Moskau. Das Wetter ist fast ein wenig kühl, aber es scheint trocken zu bleiben. Solange es über Land geht können wir gut im Verkehr mitschwimmen. Überholspuren gibt es regelmäßig, aber selbst einige LKW sind schneller unterwegs als wir. Rechts und links der Straße reihen sich die typischen kleinen, hübschen, teils verfallenen russischen Holzhäuschen aneinander. Warum die direkt an der Hauptstraße stehen und ob diese schon immer so breit war, bleibt uns ein Rätsel. Nur in den Ortschaften können wir uns irgendwie nicht überwinden, das Tempolimit derart zu übertreten wie die restlichen Verkehrsteilnehmer. Mit knapp 80 über Zebrastreifen und Kreuzungen ist uns einfach zu schnell. Das führt dann allerdings dazu, dass uns die LKW alle wieder überholen.
Da die heutige Etappe recht lang ist, nehmen wir ausnahmsweise ein Stück Autobahn. Als mein GPS nach der Mautstation „nächstes Abbiegen in 120km“ anzeigt, wird mir etwas mulmig. Wir haben schon ca 350km auf dem Tacho. Naja, die werden auf der Autobahn schon auch eine Tankstelle haben. Auf der Magistrale gab es ja auch genug.
Falsch gedacht! Keine Tankstelle weit und breit. Beim Blick auf die Karte hab ich mich in der Entfernung verschätzt. Eigentlich hatte ich eine Stadtumfahrung erwartet, aber der Maßstab ist in Russland einfach ein anderer als im Baltikum. Ein wenig Glück haben wir aber trotzdem. Nach 90km kommt eine Ausfahrt und so erreichen wir mit dem letzten Tropfen eine Tankstelle.
Meine DR verbraucht schon immer ca. einen halben Liter mehr als Suses, aber seit unserer Abfahrt hat sich die Differenz mittlerweile auf einen ganzen Liter gesteigert! Woran das liegt und ob meine zu fett, oder Suses zu mager läuft, können wir nicht sagen.
Wir legen an der Tankstelle jedenfalls gleich noch einen Mittagsstop ein und fahren dann bei leichtem Regen weiter.
Kurz vor Moskau wird der Verkehr immer dichter und wir freuen uns, dass es wieder eine beinahe leere Mautautobahn gibt, und einen Euro für 40 km ist es uns das allemal wert. Am Autobahn Ende wird die Navigation dann interessant. Mein GPS gibt mir deutsche Anweisungen, die Wegweiser sind aber mittlerweile nur noch in kyrillisch. Gut, dass wir den Tag in Sankt Petersburg etwas geübt haben. Die langen Straßennamen kann ich halbwegs entziffern. Der Verkehr wird zunehmend chaotisch. Alle wollen die Spur wechseln oder liefern sich haarsträubende Verfolgungsjagden.
Wir sind natürlich ausgerechnet in den Moskauer Feierabendverkehr geraten!
Eine Weile geht das gut, aber kurz vor unserem Ziel geht auf einmal gar nichts mehr. Mit den Aluboxen können wir uns auch nicht den anderen Motorradfahrern anschließen, die es tatsächlich schaffen, sich einen Weg freizuhupen und so bleibt uns nichts anderes übrig als zu warten. Immerhin ist es nach wie vor nicht besonders warm. Das gibt sich allerdings recht schnell, als mein Motor ausgeht.
Im Baltikum hatte ich das Problem schon ein mal, da war es allerdings kurz vor Erreichen der Reserve. Da hatte ich die Benzinleitung etwas anders verlegt und seitdem lief er wieder ganz gut. Abgesehen davon war ich von der „Reserve“ noch weit entfernt. Mist! Wir beide auf der Mittelspur und nichts geht mehr. Gemeinsam improvisieren wir einen Warnblinker, einer links, einer rechts. Schnell auf Reserve gedreht, wer weiß schon wieviel ich jetzt verbraucht hab und nach einigen Versuchen springt die DR wieder an. Puh – Glück gehabt – aber zu früh gefreut. 100m später geht der Motor wieder aus, springt aber nach dem 3. Versuch wieder an. 50 M später würg ich sie dann ab. Fuck! Nachtragend is sie auch noch und verweigert komplett den Dienst. Immerhin behindern wir den Verkehr nicht mehr, da wir jetzt mitten im Stau angekommen sind. Als es weitergeht schiebe ich halt dann, ein Spurwechsel nach links, und auf den Seitenstreifen der Ausfahrt. Hier stehe ich jetzt aber einem unzufriedenen Autofahrer im Weg, der ganz links noch reinziehen wollte und nicht versteht, warum Hupen mein Motorrad auch nicht zum weiterfahren bringt. Wir kämpfen uns vorwärts durch den Stau. Solange es eben ist oder bergab geht, fußel ich mich vorwärts oder schiebe mich schlängelnd durch. Immerhin kommt man so auch auf der Autobahn mal zum Bilder Knipsen. Als es gerade wieder weitergeht verliert mein GPS plötzlich den Empfang. Is Krieg ausgebrochen und die Amis ham die Satelliten abgeschaltet? Macht nix. Schiebe ich halt in die Haltebucht und packe das Smartphone aus.
Hab ja noch Google in Reserve und mit der russischen Sim Card auch genug Datenvolumen. Gerade als es wieder Bewegung in die Blechlawine kommt springt auch die DR wieder an, die Ausfahrt ist erreicht und Google sucht sich sofort einen alternativen Weg um den Stau herum und kaum 5 Minuten später sind wir da.
Wir freuen uns schon und schauen gerade wo wir die Moppeds abstellen können, als Dima, unser Gastgeber herunterkommt und uns fragt, ob wir erst was essen und duschen, oder sofort zu seiner 70 km entfernten Datscha fahren wollen. Da wären die Motorräder in der Garage viel besser aufgehoben als vor seiner Moskauer Wohnung! Hätten wir mal vorher genauer nachgefragt, dann hätten wir uns vielleicht gleich dort treffen können.
Na gut denken wir, dann machen wir die 500 heut noch voll und starten nach einem Abendessen in die Moskauer Nacht zu Dimas Datscha.
Hallo Ihr zwei, wir haben uns in Warschau auf dem Campingplatz getrofen, wir haben ein braunes Wohnmobil Ducato Kasten und sind auf dem Weg nach Peking. Inzwischen sind wir in Jekaterinburg. Wir waren vom 19-21.Mai in Moskau. Wir hoffen Euch geht es gut und Ihr kommt gut vorran. Zur Zeit haben wir einen Kälteeinbruch, nur noch 2 Grad und heute Schnellfall. Aber die nächsten Tage soll es wieder 25 Grad werden.
Liebe Grüße Ann-Carolin und Joachim