Beim Grenzübertritt nach Bolivien erwischt uns ein eiskalter Schneeschauer auf knapp 4500m. Die Straße ist recht interessant: in manchen der Schlaglöcher würden wir samt Motorrädern glatt verschwinden. Dennoch kommen wir glücklich in Tambo Quemado an der Grenzstation an. Die chilenische Seite ist schnell erledigt, die bolivianische erfordert etwas mehr bürokratischen Aufwand. Der Papierkram ist hier an externe Dienstleister ausgelagert, die man erstmal finden muss. Jetzt freuen wir uns erstmal auf die Tanke, unsre Moppeds sind dank der Runde durch die Nationalparks ziemlich leer. Aber – das Phänomen der ausverkauften Tankstellen ist scheints kein allein argentinisches. Auf der weiteren Fahrt kommen uns zwar ständig Tanklaster entgegen, aber vielleicht waren die alle leer nach Chile unterwegs. Der Tankwart sagt uns jedenfalls, dass in einer Stunde Entfernung ein kleiner Laden am Wegesrand Sprit verkauft. Na toll. Wenn wir nicht 2 oder mehr Tage auf Nachschub warten wollen, müssen wirs wagen. Die Landschaft auf der bolivianischen Seite ist gleich irgendwie anders, kleine Canyons säumen den Wegesrand. Diesmal macht das Altiplano seinem Namen alle Ehre und erstreckt sich auf beiden Seiten bis fast an den Horizont. Hinter uns droht eine riesige schwarze Gewitterfront mit neuen Niederschlägen, so dass an spritsparendes Fahren nicht zu denken ist. Glücklich finden wir tatsächlich nach mehrmaligem Fragen den Spritladen und bekommen immerhin jeder 5l zugeteilt. Die Dämmerung setzt ein, so suchen wir uns hinter der nächsten Kurve einen Platz zum schlafen.
100km weiter finden wir den ersten größeren Ort, wo wir auch wieder volltanken können, ganze 52l zusammen! Das war knapp! Wir haben auch noch Glück und erwischen einen verständnisvollen Tankwart, der uns nur 5BOB (etwa 60Ct) pro Liter berechnet. Der Preis für Bolivianer liegt bei 3,7BOB und normal müssen Ausländer den 3fachen Preis bezahlen. Zum Ausgleich erwischen wir ein Mittagsmenü mit 4 Gängen im wahrscheinlich teuersten Restaurant der Stadt für 12BOB/Nase 🙂 Da lohnt sich das selber kochen nicht mehr!
Weiter gehts immernoch auf Teer bis Oruro. Ich hab nen faulen Tag, also mach mr hier schon um halb 5 Feierabend und finden auch schnell ein günstiges „Alojamiento“ für 35 BOB, in dem wir auch die Moppeds parken können. Wir sind nur drei Blocks vom Markt entfernt, hier herrscht ein buntes Treiben! Etliche Mikrobuden drängen sich aneinander und bieten vom frisch gemixten Milchshake bis zum getrockneten Lama-Embryo fast alles (außer gutem Kaffee!). Nach nem ausführlichen Geschlemme kriegt Axel noch nen neuen Haarschnitt verpasst. Der beschert ihm in den nächsten Tagen allerdings nen gehörigen Sonnenbrand hinter den Ohren und am Nacken!
Nächstes Ziel: Salar de Uyuni. Nach dem Mittagessen hören wir erst und sehen dann noch einen Ostermontagsumzug in einem kleinen Dorf. Die Musik ist eindeutig aus Andalusien importiert!Uns erwartet als nächstes eine großteils ordentlich holprige und auch noch sandige Strecke. Als Zugabe gibts mal wieder eine lange Flussdurchfahrt, an die ich mich erst nach längerem Zögern heranwage.
Glücklich erreichen wir am nächsten Tag endlich den größten Salzsee der Welt. Wir haben Glück, vor 3 Wochen stand der Salar noch unter Wasser. Jetzt strahlt er uns in schönstem Weiß entgegen. Durch die riesige weiße Ebene lässt sich die Perspektive schön überlisten.
In Uyuni selbst verkauft uns die erste Tankstelle mit dem Hinweis, dass sie das gar nicht darf, trotzdem Sprit. Noch während wir anstehen, fallen uns die Augen aus dem Kopf: Da tankt tatsächlich jemand Diesel in eine dünne Plastiktüte!
Wir lassen uns wieder in einem Hostel nieder (man wird ganz schön schnell bequem). Auch der Zugfriedhof will noch besucht werden, hier wurden in 2 langen Reihen ein Haufen alter Dampfloks und Waggons entsorgt, die jetzt langsam vor sich hinrosten.
Auf dem Weg nach Potosí haben wir dann unser erstes Erlebnis mit dem hiesigen Militär. Nach einer ausführlichen Kontrolle unserer Papiere fragt einer der beiden jugendlichen Soldaten nach einer „Colaboración“ von 20 BOB. Auf Nachfrage, warum und was das überhaupt sein soll, heißt es nur: das zahlen alle Touristen. Wir haben auf so eine Wegelagerei keinen Bock und lassen uns auf eine längere Diskussion ein, inkl. Drohung, den „Cománder“ zu holen. Schließlich verlieren auch wir die Geduld und verlangen ebenfalls, den Chef zu sprechen. Daraufhin dürfen wir dann doch passieren ohne zu zahlen, gibt wohl Ärger wenn der aus der Siesta geholt wird!
Kurz vor Potosí erwischt uns in den Bergen nochmal ein kurzer Schauer, dem wir leider nicht entwischen konnten. Axels Klamotten sind wohl wirklich nur noch 5 Minuten wasserdicht…
Wir haben einen Tipp für ein Hostel in der Innenstadt, die Fahrt dorthin wird im Gewirr der steilen, engen Einbahnstraßen kein Spaß. Nach einem ausgedehnten Stadtspaziergang entdecken wir eine kleine Kneipe gegenüber vom Hostel, essen Sandwiches und trinken uns bei den günstigen Preisen einmal durch die Cocktailkarte. Der Jammer kommt am nächsten Morgen, als wir früh zur Minentour aufbrechen. Erstmal werden auf dem Mercado de Mineros Geschenke für die Minenarbeiter gekauft: Coca, 96%iger Trinkalkohol, Saft und Handschuhe stehen auf der Liste. Aber auch Dynamit inkl. Zündschnur und Zünder sind hier für jedermann legal erhältlich, das ist weltweit einmalig! Die Mine selbst ist einigermaßen erschreckend. Die mittelalterlichen Arbeitsbedingungen halten die meisten nur wenige Jahre aus, viele „Kumpels“ sterben früh an Staublunge. Der technische Standard ist extrem niedrig, außer Presslufthammern gibt es kaum Gerätschaften, die die Arbeit erleichtern. Die Schienen für die Loren (die übrigens von Hand geschoben werden müssen) stehen oft unter Wasser und sind teilweise mit Holzlatten „geflickt“, was öfters Entgleisungen zur Folge hat. Die Durchbrüche zu den eigentlichen Arbeitsstellen sind oft so eng, steil und glitschig, dass ich kaum hoch komme. Viele der Stützbalken an der Decke sind gebrochen. Und uns Touristen werden bestimmt nur die „sicheren“ Teile der Mine vorgeführt!
In einer nur relativ kurzen Etappe ist am nächsten Tag Sucre erreicht. Die Straße ist ein Motorradfahrertraum, lauter schöne Kurven in immer grüner werdender Umgebung. Unterwegs erwischen wir wieder eine nette Tanke, wo wir den Einheimischen-Tarif bekommen. Gleich drauf finden wir noch ein schönes „Almuerzo“: Mittagessen mit Suppe und Fleisch mit Gemüse auf Reis und Kartoffeln. Kurz vor Sucre stellt Axel fest, dass sein Trinkrucksack noch in Potosí liegt. Ob wir den nochmal wiedersehen? Als wir in Sucre ein Hostel gefunden haben, rufen wir als Allererstes in Potosí im Hostal an. Tatsächlich treiben wir ein paar Backpacker auf, die noch am selben Abend nach Sucre fahren und uns den Trinkrucksack mitbringen. Wir laden die Jungs zum Dank auf ein Bierchen ein, so wirds noch ein netter Abend. Als wir um ein Uhr morgens wieder ins Hostel wollen, stellt sich heraus, dass der Nachtwächter einen sehr gesunden Schlaf hat. Weder das Klingeln noch unser Gepolter an der Tür können ihn zum Aufwachen bringen. Zum Glück hat Axel – MacGyver ein bisschen einbrecherisches Talent und bekommt die Eingangstür mit seinem Taschenmesser auf.
Die Innenstadt Sucres ist wegen ihrer gut erhaltenen Kolonialbauten Weltkulturerbe und recht touristisch aber trotzdem sehenswert.
Unsere Moppeds brauchen nach 25.000km neue Ketten. Eine haben wir schon in Chile besorgt, die zweite finden wir hier bei einem Motorradschrauber, der schon zahlreichen Motorradreisenden weiterhelfen konnte.
weitere Bolivien-Tips wie zb die Unterkünfte findet ihr hier
Schön, Schön, Schön !!!
Ich habe hier noch die Lagunen Tour gemacht und war auf der höchsten Strasse der Welt.
http://www.umdiewelt.de/Die-Amerikas/Suedamerika/Bolivien/Reisebericht-8610/Kapitel-56.html
Gruss, Bernd