Suse

Apr 012020
 

Wie so oft in den letzten Wochen planen wir unsere nächste Reiseroute hauptsächlich nach dem Regenradar. In Ghom hätten wir noch die nächste berühmte Moschee, die sich angeblich lohnen würde, aber wenn wir dort noch einen Übernachtungsstopp einlegen, holt uns die nächste eklige Regen-/Schneefront ein. Und ehrlich gesagt haben wir für unsere Verhältnisse in der letzten Zeit echt genug Kultur abgehakt. Wir wollen mal wieder ans Meer. Axel hat den persönlichen Plan, im Laufe seines Lebens wenigstens einmal in jedes Meer gepinkelt zu haben, da darf – trotz Streit darüber, ob es überhaupt ein richtiges Meer ist oder nur ein echt großer See – das Kaspische Meer nicht fehlen.

Da wir nicht so recht wissen, wo wir abgesehen von Ghom denn noch hübsche Städtchen finden können, lassen wir die Bezahl-Couchsurfing-Plattform homestays entscheiden. Wir suchen uns im Gute-Wetter-Korridor auf dem Weg zum Meer zwei Unterkünfte raus und machen los. Da es in dieser Gegend etwas an hübschen Sträßchen mangelt, setzen wir uns auf eine große Landstraße parallel zur Autobahn und wickeln einfach nur Kilometer runter. Nur gelegentlich hat die Landschaft Erbarmen und bietet was fürs Auge.

Nachdem wir uns in Qazvin durch den Feierabendverkehr gestanden haben, kommen wir gerade noch vor dem nächsten Regenschauer bei Aghigh und ihrer Mom an und können gleich in die hauseigene Tiefgarage fahren. Empfangen werden wir mit einem köstlichen, typisch iranischen – und trotzdem vegetarischen 🙂 – Abendessen. Bei den beiden fühlen wir uns gleich wohl! Aghigh stammt eigentlich aus Teheran, studiert aber hier Medizin. Nachdem sie nicht im Wohnheim wohnen will, hat sie hier mit ihrer Mutter eine kleine Wohnung gemietet, ihr Vater ist in Teheran geblieben. Kurz wundern wir uns, warum man seine Mutti mit zum studieren nimmt, da wird uns klar: Eine junge, unverheiratete Frau hat im Iran keine Chance, alleine eine Wohnung zu mieten! Und selbst wenn nur pro forma halt die Mutti mit auf dem Mietvertrag steht, ist es keine gute Idee, alleine zu wohnen, da kommen schnell sehr ungute Gerüchte auf…

Am nächsten Tag erwischt uns dann doch nochmal die Kultur, es ist absolut kein Fahrwetter und Aghigh hat Zeit, uns ein wenig die Stadt zu zeigen. Nach unserer Erfahrung in Kaschan mussten wir natürlich vorher fragen, ob sie denn Geld für die Stadtführung will, was sie aber rigoros verneint. Und so nimmt sie uns mit zu einigen ihrer Lieblingsplätze, die dann auch wirklich interessant und ein wenig anders sind als unsere bisherigen Touri-Hotspots. Beispielsweise finden wir uns in einem ehemaligen Hamam wieder, das zu einem kleinen Museum umgebaut wurde. Das witzigste hier aber ist ein architektonisches Phänomen:Wenn man sich im Hauptraum an 2 Eckpfeiler an gegenüberliegenden Seiten des Raums stellt und flüstert, kann der andere es hören, als würdest Du ihm direkt ins Ohr sprechen. Da blieben wohl Geschäftsgeheimnisse, die beim wöchentlichen Hamam-Besuch besprochen wurden, nicht lange geheim 🙂

Weiter gehts gen Norden, einmal übers Elburs-Gebirge, das heute wieder gute Wetter will genutzt sein. Neben der Straße liegt Schnee von gestern, aber in der Sonne ists ganz angenehm. Bis es halt zuzieht und wir im Nebel kaum noch was sehen. Schade, die Strecke wäre eigentlich ziemlich hübsch, nur ist davon nicht viel zu sehen. Zum Glück wirds auf der Nordseite des Gebirges schnell wieder sonnig und diesmal auch angenehm warm. Wir sind gespannt auf unser heutiges Homestay. Von der Beschreibung her könnts interessant werden. Erst unterwegs erwischen wir die Gastgeberin per WhatsApp, sie ist eigentlich gerade nicht da, aber ihr Mitbewohner holt uns an einem Treffpunkt ab. Wie jetzt, Mitbewohner? Unverheiratete Männlein und Weiblein unter einem Dach?
Ja! Ein paar junge Teheraner haben sich hier aufm Dorf ein Häuschen gekauft und wohnen in wechselnder Besetzung immer mal wieder für ein paar Wochen oder Monate hier und lassen es sich gut gehen. Ganz Hippie-like wird eigenes Gemüse angebaut, zusammen gekocht, gegessen, gefeiert und ganz ordentlich was geraucht. Und auch ein eigener Hundewelpe ist dabei, obwohl das Halten von Hunden im Iran eigentlich nicht gern gesehen, in manchen Städten sogar verboten ist. Das hätten wir im Iran so jetzt nicht erwartet. Weils hier grad so schön ist, legen wir noch einen Faul-Rumlieg-Tag ein, bevors die letzten paar Kilometer vor zum Meer geht. Wir wollen endlich mal wieder zelten und am Strand ist das doch gleich zweimal schön. Axel hat auf googlemaps ein paar vielversprechende Stellen rausgesucht, die wir ansteuern können. Im letzten Kaff decken wir uns noch mit Essen und Pseudo-Bier fürs Lagerfeuer ein und machen uns auf die Suche. Wir werden relativ schnell fündig und diskutieren gerade aus, ob wir vorne am Strand zelten oder besser windgeschützt zwischen Staubstraße und Hecke, als neben uns ein älterer Herr in seiner Klapperkiste anhält. Ich denk schon, der will uns verscheuchen, aber ich hab vergessen, dass wir ja im Iran sind. Wir sprechen zwar mal wieder nicht die gleiche Sprache, aber erstmal lädt er uns zu sich nach Hause ein. Als wir dankend ablehnen und klar machen, dass wir hier zelten möchten, bleibt er  zunächst mal um uns rum, bevor er in sein Auto springt und abdüst. Nicht ohne uns klar zu machen, dass wir nicht weglaufen sollen. Kaum eine halbe Stunde später ist er zurück mit einer riesen Tüte frischem Brot, Joghurt, Obst und Cola.

Auch beim Holz suchen fürs Lagerfeuer langt er tatkräftig zu und so sitzen wir bald gut gesättigt an einem Monster-Feuer. So richtig sparsam geht der gute Mann mit den Holzvorräten nämlich nicht um. Seis drum, dafür schickt er die örtlichen Bullen weg, die 2 oder 3 Mal vorbei kommen um nach dem Rechten zu sehen. Als wir so gemütlich beieinander sitzen, rieche ich dann auch, warum er so gesprächig ist, obwohl wir nichts verstehen. Er hat ne ordentliche Schnaps-Fahne und bei mir kommt leichter Neid auf – jetzt nicht unbedingt auf den Selbstgebrannten, aber ich würd auch gern mal wieder am Feuer einen picheln… Gegen neun bekommt er einen Anruf und auch ohne ein Wort persisch zu können, verstehen wir genau wer dran ist: Die heimische Regierung zitiert ihn nach Hause. Leicht bedauernd lässt er uns zurück und wir machen es uns noch mit unserem alkoholfreien Malz-Mischgetränk an den Feuer-Resten gemütlich. Am nächsten Morgen hab ich zum Glück grad schon mein Morgen-Geschäft erledigt, als unser „Gastgeber“ wieder vor der Zelttür steht. Und schon wieder vollgepackt mit Essen. Wir fühlen uns fast erdrückt von so viel Aufmerksamkeit, sind jetzt aber endgültig wieder versöhnt mit der so hochgelobten iranischen Gastfreundschaft!

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