Kulturell schon leicht übersättigt ist unser nächstes Ziel Isfahan, aber wenn schon, denn schon, da müssen wir jetzt auch noch durch. Wir haben uns wieder über Homestays einen Gastgeber mit sicherem Motorrad-Parkplatz gesucht und bekommen anstatt unseres gebuchten Zimmers gleich die komplette Wohnung im Souterrain. Das von uns gewählte, günstigste […]
Es tut gut mal wieder on the road zu sein. Aus Isfahan kommen wir noch halbwegs gut raus, aber dann lässt uns unser Navi im Stich. Schilder und GPS wollen uns auf die Autobahn leiten, die allerdings im Iran für Motorradfahrer verboten ist und abgesehen davon wollen wir da eh nicht drauf. Auf der Karte haben wir zwar noch eine Parallelstraße, aber die will erstmal gefunden werden. Zuerst öde und langweilig, aber immerhin mit fast keinem Verkehr nähern wir uns einem Gebirgszug. Mit der geändertem Landschaft macht auch gleich das Fahren mehr Spaß und da wir zügig vorankommen, reicht die Zeit auch noch für das eine oder andere Foto.
Als wir gerade für den zweiten Fotostopp anhalten, taucht plötzlich ein Mofafahrer wie aus dem nichts hinter der nächsten Kuppe auf und hält auf uns zu, hält bei uns an und uns zu guter Letzt noch seinen labbrigen Dienstausweis unter die Nase. Fotografieren sei hier verboten, hinter der Kuppe wäre „Militärgelände“. Wir können ihn aber davon überzeugen, dass wir eh nur in Richtung Berge ein paar Bilder schießen wollen und genau so schnell wie er aufgetaucht ist verschwindet er wieder. Als wir dann weiterfahren kommen wir dann doch ins Grübeln, ob es eine gute Idee war, hier Bilder zu machen. Kaum sind wir über den Buckel sehen wir einige dutzend Flug-Abwehr- Geschütze. Vermutlich ist der Gebäudekomplex links von uns ein Teil des Iranischem Atom-Forschungs-Programms. Mit etwas weichen Knien schaun wir, dass wir zügig und unauffällig hier verschwinden, liest man doch immer wieder von Schauergeschichten, was mit unvorsichtigen Touris passieren kann, die unerlaubt Militäranlagen fotografieren.
In Kaschan kommen wir auf dem Weg zu unserem Hostel in den schmalen Gassen der Altstadt dann ganz schnell ins Zweifeln. Teilweise ist es hier so schmal, dass wir grad so mit unseren Kisten durchpassen. Wo da der beworbene bewachte Parkplatz sein soll, wenn Autos hier gar nicht durchkommen, erfahren wir nur wenig später. Wir sollen schnell abladen und dann wäre die Garage nur 2 Kilometer entfernt gleich ums Eck. Da wir aber normalerweise den Großteil unseres Gepäcks an dem Motorrädern dran lassen, und weder Lust haben alles abzubauen, noch wegen jeder Kleinigkeit, die wir aus den Kisten brauchen, ne halbe Stunde durch die Gegend zu rennen, machen wir kehrt. Wir sind ja ausnahmsweise früh dran, da werden wir schon ne Alternative finden, denken wir. Die Suche gestaltet sich dann allerdings schwerer als erwartet. Keine der Unterkünfte hat einen für uns akzeptablen Parkplatz. Draußen auf der Gasse wollen wir die Moppeds nicht lassen, auch wenn uns immer wieder versichert wird, dass hier alles sicher sei, haben wir kein gutes Gefühl. Auch der Verweis auf die Videoüberwachung kann uns da nicht beruhigen – dann können wir halt hinterher anschaun, wie unsre Motorräder geklaut werden. So klappern wir stundenlang erfolglos alle Hostels ab. Als wir kurz vor Einbruch der Dämmerung unzufrieden und schlecht gelaunt am Straßenrand beraten, wie wir weiter vorgehen wollen und schon drauf und dran sind die Stadt zu verlassen und uns außerhalb einen Platz zum zelten zu suchen, hält ein Auto neben uns und ein älterer freundlicher Mann fragt, ob er uns irgendwie helfen könne. Da wir über keine gemeinsame Sprache verfügen gestaltet sich die Konversation zunächst zwar nur mit Hilfe von google translate zwar etwas schwierig, aber irgendwann ruft er jemanden an, der ein wenig englisch spricht. Zuerst bekommen wir einige Tipps für verschiedene Hotels, aber die kennen wir alle schon. Kurze Zeit später bekommen wir dann eine Einladung zu ihm nach Hause. Sein Sohn erklärt uns am Telefon, dass sie auch bei couchsurfing wären und erst letztens einen Gast gehabt hätten, wir also beruhigt einige Tage bei ihnen bleiben könnten. Wir sollten doch einfach dem Auto seines Vaters folgen. Dort angekommen dürfen unsere Motorräder zum Lexus in die Garage und der verbeulte Zweitwagen bleibt vor der Tür. Jackpot denken wir, als uns dann auch noch ein eigenes Apartment zugewiesen wird. Das muss also die schon beinahe legendäre iranischen Gastfreundschaft sein, von der wir schon so oft gehört hatten. Da wir am Verhungern sind bestellt uns Moein, der Sohn, erst mal ein leckeres Abendessen. Am nächsten Tag schaun wir uns dann erstmal ein wenig selbst in Kaschan um, bevor wir uns gegen Mittag mit Moein treffen, der uns noch ein wenig die Stadt zeigen will. Alles ganz nett, aber nach ein paar Tagen im Iran haben wir langsam schon genug Kultur gehabt und irgendwann ähnelt sich das dann auch alles.
Slideshow zum Anhalten mit dem Mauszeiger aufs Bild halten, zum schneller Anschaun anklicken
Als wir dann am nächsten Tag fahren wollen erwartet uns dann doch noch eine dicke Überraschung. Als wir fragen, was wir für das bestellte Abendessen vom ersten Abend noch schuldig wären, bekommen wir eine dicke Rechnung präsentiert. Lieferessen, zweimal Frühstück, ein Abendessen, Stadtrundfahrt, Entschädigung für einen Tag Arbeitsausfall. Und das ganze zu Preisen, für die wir nichtmal bei uns daheim in einem gehobenen Restaurant zahlen würden. Als wir nachfragen und auf die „Couchsurfing“ Einladung verweisen, bekommen wir erwidert, dass die Übernachtungen ja nichts kosten würden! Etwas ratlos handeln wir dann die Forderungen auf knapp ein Drittel herunter und ziehen etwas enttäuscht von dannen. Wahrscheinlich hätten wir im besten Hotel der Stadt mit Vollpension noch weniger bezahlt!