Da wir von Wind und Wetter die Nase voll haben und es im Iranischen Hochland um diese Jahreszeit doch einiges kälter ist, als wir es uns erhofft hatten, disponieren wir um und fahren eine Extra Runde in den Süden an den Persischen Golf, wo selbst im Winter gemäßigte Temperaturen herrschen. Das bedeutet dann zwar knapp 2000 km mehr, aber die Reifen werden das schon noch durchhalten und Visa verlängern soll im Iran ganz unkompliziert sein. Müssen wir halt hinterher etwas schneller sein. Anfang Mai müssen wir immerhin wieder daheim sein und bis da haben wir noch ein Stück.
Die 370km von Bam nach Minab schaffen wir tatsächlich an einem Tag. Für unseren Durchschnitt der letzten Monate ein gewaltiges Stück, aber die Straßen hier im Iran sind in gutem Zustand, es ist wenig Verkehr und in den schneebedeckten Bergen unterwegs haben wir keine Lust auf lange Pausen. Außerdem findet donnerstags in Minab ein großer Markt statt, den wir uns nicht entgehen lassen wollen. Die Besonderheit: Hier verkaufen hauptsächlich Frauen ihre Waren und das in der hier regionalen „Tracht“, einer Gesichtsmaske.
Als wir vom Abendessen zurückkommen, überrascht uns dann der Rezeptionist in unserem Hotel mit einer Bitte. Wir sollen doch unsere Motorräder über Nacht drinnen vor der Rezeption parken. Da wir aber unsere Kisten nicht abmontieren wollen, ist leider die Eingangstür zu schmal, allerdings hat er auch dafür schnell eine Lösung. Dann kommen die Moppeds halt in die Küche. Dafür müssen wir zwar auf einem kleinen Fußweg rund ums Haus und um einige Gasflaschen herumrangieren, aber dann stehen die Moppeds sicher verwahrt in der Küche, die für heute bereits geschlossen hat. Wir haben schon an vielen Stellen geparkt, aber das ist neu. Naja – Hauptsache sicher. Erst morgens um 6, als es an unserer Zimmertür pocht, wird mir klar, was der Haken an diesem Parkplatz ist. In der Küche soll das Frühstück vorbereitet werden und da müssen die Motorräder wieder raus.
Wenigstens verschlafen wir so den Markt nicht, der nur vormittags stattfindet.
Mittags, als wir dann starten wollen eine weitere Überraschung. Unser geplantes Ziel, die Insel Qeshm ist einiges weiter weg als gedacht. Auf der Karte schaut es aus, als wär sie hinter Bandar Abbas gleich ums Eck, aber irgendwo dazwischen haben wir einige Kilometer vergessen und so müssen wir uns sputen.
Da Qeshm eine Freihandelszone ist, müssen wir uns am Hafen erstmal registrieren lassen. Keine Ahnung was die wirklich machen, aber dafür kopieren sie zigmal unsere Visa, die Carnets und die Pässe, bevor wir irgendeine „Genehmigung“ bekommen, die allerdings niemand mehr sehen will. Das ganze dauert nicht übermäßig lange, aber da es schon auf den Abend zugeht, werden wir doch langsam unruhig. Mit unseren Motorräder können wir dann allerdings auf der LKW Spur an der langen Reihe wartender Autos vorbeifahren, was zudem noch den Vorteil hat, dass wir so auch nicht an den Kassenhäuschen vorbeikommen. An der Mole angekommen werden wir dann auch recht zügig auf eine der Fähren gewunken, die zu unserem Erstaunen dann sogar noch recht bald ablegt, obwohl außer uns erst 4 oder 5 Laster darauf sind. Die Überfahrt dauert nur wenige Minuten und so fahren wir bei schönster Sonnenuntergangsstimmung durch eine bizarre Felslandschaft und gönnen uns, da die Nacht bereits hereinbricht schon wieder eine teure Herberge. Benzin und Essen sind im Iran bislang absurd günstig, aber die Unterkünfte sind trotz des guten inoffiziellen Wechselkurses erstaunlich teuer – besonders im Gegensatz zu den letzten Ländern, die wir bereist haben. So verbringen wir die nächsten Tage lieber wild zeltend am Strand, machen etwas Urlaub und genießen die spärlichen Sonnenstrahlen.