Eigentlich haben wir nur noch 50km bis nach Ecuador aber nach 15 Minuten verliere ich Suse aus dem Rückspiegel. Ich kehre um und hinter der nächsten Kuppe steht sie schon am Straßenrand. Zur Abwechslung ist diesmal Ihr Hinterreifen platt. Der Heidenau ist störrisch und wir müssen mit allen Tricks arbeiten um ihn irgendwann doch noch ins Tiefbett zu bekommen. Das Schlauch flicken können wir uns auch sparen. Das Ventil ist ausgerissen. Gut dass wir einen Reserveschlauch dabei haben.
Der Grenzübergang von Peru nach Ecuador in Macara gestaltet sich recht entspannt und wir legen unsre letzten Soles noch in frisch gepresstem Orangensaft an. Als der ecuadorianische Zöllner dann Kopien von allen unseren Papieren möchte und meint drüben in Peru könnten wir die machen lassen, kontern wir, daß wir unser letztes Geld schon ausgegeben haben. Das funktioniert tatsächlich und der faule Sack muss sich umdrehen und sich die Kopien selber machen. Die ersten Kilometer in Ecuador ist von den viel gepriesenen guten Straßen wenig zu spüren. Über eine böse Schlaglochstraße fahren wir auf unseren Motorrädern nordwärts. Der Grenzübertritt und der Platten haben einiges an Zeit gekostet und so halten wir bereits Ausschau nach einem Übernachtungsplatz. Dummerweise gibt es wieder überall Zäune. In der nächsten Stadt finden wir dann zwar eine Tankstelle und freuen uns über den günstigen Benzinpreis von 1,48 US$ pro Gallone aber ein Hostal finden wir nicht. Die Nacht rückt näher und die Straße ist jetzt perfekt, allerdings haben die Straßenbauer nicht mit den Nöten von Motorradfahrern geplant. Rechts und links ist überall ein tiefer Abflussgraben mit einer fast 40cm hohen Begrenzungsmauer, da kommen wir ned drüber und selbst wenn, befindet sich da dann noch lang kein geeigneter Zeltplatz sondern ein steiler Abhang. Mit dem letzten Tageslicht finden wir dann doch noch ein sicht- und sogar windgeschützes Plätzchen. Der Wind erreicht hier auf den Kammstraßen übrigens ganz bemerkenswerte Geschwindigkeiten, wie wir sie seit Patagonien überhaupt nicht vermisst haben und am nächsten Tag bläst es mich kutz vor Loja glatt einmal in den Graben. Der Schlamm hat uns zwar vom direkten Weg nach Vilcabamba abgehalten, aber da weiter im Norden der Himmel grad unheilverkündend schwarz ist, fällt es uns nicht schwer nochmal nach Süden zu fahren.
In der Izhcayluma treffen wir dann auch tatsächlich Heidi und Bernd wieder, die hier eine Woche Urlaub eingeschoben haben und auch wir erholen uns hier die nächste drei Tage prächtig und genießen das gute Essen. Im Vergleich zu Peru und Bolivien ist hier in Ecuador zwar alles außer dem Sprit um einiges teurer, aber die Izhcayluma Lodge lohnt sich und nichts was danach noch kam konnte ihr bisher das Wasser reichen. Wir haben zusätzlich Glück. Eigentlich könnten wir uns hier nur den Schlafsaal leisten, aber wir bekommen ein Upgrade in eine der Hütten, die gerade umgebaut wird.
Als wir uns endlich aus unsrer Ferienidylle losreissen gibts gleich mal wieder den nächsten Platten. Diesmal hat sich allerdings nur ein alter Flicken gelöst und die Werkstatt am Ortsausgang darf das dann für 2$ gleich mal fachmännisch neu vulkanisieren. Bislang haben wir schon einige Platten gehabt, aber noch kaum einen selbst geflickt, da geschickterweise immer eine Werkstatt in Reichweite war.
In Loja verfahren wir uns dann erst noch, aber die schlammige Fahrspur vor uns passt so gar nicht zu der Straßenkarte die wir haben und irgendwie finden wir dann doch noch auf die richtige, gute Straße nach Cuenca. Dummerweise entschließen sich die Wolken jetzt aber dazu, es ordentlich regnen zu lassen und auf der gewölbten und kurvigen Straße finde ich erst eine Stelle zum Regenzeug anziehen an der das Motorrad auch stehen bleibt und ich nicht riskiere überfahren zu werden, als ich bereits patsch nass bin. Vermutlich ist die Landschaft um uns wieder mal phänomenal, aber durch die tiefhängenden Wolken sind wir froh wenn wir die Straße sehen. Und sowas schimpft sich „Trockenzeit“. Saukalt ist es ausserdem und bis es Abend wird gibt es natürlich wieder mal keinerlei Zelt geeigneten Plätze mehr. Also heisst es weiterfahren. Die nächste Stadt, Cuenca ist nicht mehr weit. Wenns aber einmal ned so läuft gehts meist so weiter und wir finden erst keine und dann nur sauteure Hostals und so sind wir schließlich schon halb verhungert, als wir nach zwei Stunden Sucherei im Feierabendverkehr dann endlich ein eigentlich immernoch viel zu teures Hostal finden. Die Altstadt von Cuenca selber gefällt uns durch die vielen gut erhaltenen Kolonialbauten ganz gut und wir finden auch noch eine passable Pizza Bude, die unser Überleben sichert.
Am nächsten Vormittag bummeln wir dann auf Einkaufstour noch bissl durch die Gassen. Angeblich soll hier eines der Zentren der Panama Hut Industrie sein, aber außer zwei einsamen Stroh-Hüten in einem Supermarkt finden wir keinen Laden, der die eigentlich aus Ecuador stammenden Panama Hüte verkauft. In Azogues, einer weiteren angeblichen Hut – Hochburg finden wir dann immerhin n Mittagessen. Vom Spanferkel wird hier allerdings nur die knusprige Haut serviert. Ob das Fleisch evtl. gar ned durch ist und separat gegart wird haben wir nicht herausgefunden.
In Riobamba sind wir dann ausnahmsweise rechtzeitig, verbringen aber so viel Zeit damit uns ein Hostal auszusuchen dass es auch wieder dunkel ist bis wir unser Zimmer beziehen. Die günstigeren Hostals waren hier alle ned so besonders sauber und so nächtigen wir schon wieder etwas über unserem Budget.
Am nächsten Morgen ist mein lädierter Rücken dann endgültig im Eimer und die Symptome ähneln denen eines Schlaganfalls. Da kommt der Badeort Banos gerade recht und nach einer kurzen Etappe besichtigen wir erst wieder einige Hostals bevor wir endlich mit dem Preis – Leistungsverhältnis zufrieden sind und ich mich einer ausführlichen Rücken Nacken Massage unterziehe. Erst durch den Ruhetag und die Wanderung am nächsten Tag in der prallen Sonne löst sich die Verspannung so weit, daß auch die Kopfschmerzen endlich nachlassen und wir weiter fahren können.
Panamahut haben wir hier übrigens auch keinen gesehn, obwohl Banos vor Souveniergeschäften geradezu strotzt.
Wer in Cueca keinen Panamahut findet, demist nicht zu helfen.