Von Sucre aus wollen wir über die Ruta del Che nach Samaipata und dann längs durchs Gebirge über Cochabamba nach La Paz.
Zuerst müssen wir uns aber durch die steilen, vom Verkehr verstopften schmalen Gassen der Stadt kämpfen bevor wir die Strasse Richtung Osten finden. Nachdem wir „nur“ zum doppelten Preis nocheinmal unsere Tanks gefüllt haben freuen wir uns über den guten Straßenzustand und kommen gut voran. Am Nachmittag endet der Asphalt und gegen Abend schwächelt dann erstmals unsere GPS-Karte, so dass wir einige Zeit brauchen um in Padilla, einem kleinen Kaff, die richtige Abzweigung zu finden. Wir haben aber wieder mal Glück und finden kurz darauf auf einer kleine Kuppe oberhalb der Straße einen guten Platz für die Nacht.
Mitten in der Nacht wache ich auf, ich höre Stimmen. Die Straße verläuft zwar nur knapp unterhalb aber die Leute kommen immer näher. Ich wecke Suse da mir etwas unheimlich ist und im nächsten Moment schnüffeln auch schon Hunde am Zelteingang herum die sich aber schnell wieder verziehen
Wir werden zwar von den nächtlichen Regenschauern verschont, wie wir am nächsten Tag feststellen hat die Straße jedoch ein wenig gelitten und unser eh schon niedriger Schnitt verringert sich noch zusätzlich, da einige Abschnitte noch etwas schlammig sind.
Dafür bleibt uns mehr Zeit zum Fotografieren was bei dieser abwechslungsreichen Gebirgslandschaft auch nicht schadet.
Im Gegensatz zum Altiplano, einer von Bergen umgebenen weitläufigen Hochebene gibt es hier auch wieder Täler und die Straße verläuft abwechselnd mal oben, mal unten, mal ist es brüllend heiß, mal angenehm kühl. Kein Wunder, die Höhenunterschiede sind mit schnell mal 1000m auch hier noch beachtlich. Durch den nächtlichen Regen sind dummerweise auch die Flüsse angestiegen und bereits nach kurzer Zeit kommen wir an die erste Furt. Das Wasser ist schlammig braun und der Grund nicht sichtbar. Durchwaten, um festzustellen wie tief das Wasser ist mag ich nicht so recht, daher legen wir erst mal im Schatten der Bäume am Ufer unsere Frühstücks-Pause ein und warten auf andere Fahrzeuge, um den Wasserstand abschätzen zu können. Normalerweise freuen wir uns über den wenigen Verkehr aber es will und will kein Auto kommen. Zum Glück entdeckt Suse nur wenige hundert Meter flußaufwärts eine schmale Brücke, gerade breit genug für unsere Motorräder. Auf dem Weg dorthin stellt Suse dann bei einem Ausrutscher in einer kleinen Pfütze fest, daß sie Schlamm noch weniger als Sand mag. Gerade über die Brücke, kommen dann doch noch zwei Fahrzeuge und wir sehen, dass es ganz gut war nicht einfach blind durchs Wasser zu fahren. Das wäre ganzschön tief geworden.
An der nächsten Furt gibt es dann zwar eine ganz neue Brücke, allerdings ist diese noch nicht ganz fertig. Suse nutzt die Leiter um auf die Brücke und über den Fluss zu kommen, ich muss zweimal ran. Der Abend rückt näher und näher, aber da wir gerade mal wieder auf dem Gebirgskamm entlangfahren, will einfach kein geeignetes Plätzchen kommen. Unsinniger Weise sind die wenigen Ebenen Flächen entweder eingezäunt, landwirtschaftlich genutzt oder durch hohe Böschungen oder tiefe Straßengräben unerreichbar. Beim allerletzten Tageslicht finden wir dann doch noch eine kleine Wiese, zwar direkt an der Straße, aber durch einige Büsche halbwegs Blick-geschützt, dafür jedoch mit einer phänomenalen Aussicht. Wir bekommen noch kurz Besuch von Feldarbeitern die sich auf dem Heimweg befinden. Die Grüßen jedoch nur freundlich und haben keinerlei Einwände gegen unseren Zeltplatz.
Hätten wir uns die Infos aus unserem Reiseführer gemerkt, wären wir vielleicht noch in La Higuera vorbeigefahren, auch wenn die Piste dorhin recht holprig gewesen wäre. In La Higuera wurde 1967 Che Guevara nach seiner erfolglosen „bolivianischen Revolution“ hingerichtet. In Valle Grande suchen wir eine direkte Route nach Samaipata, finden jedoch nur zwischen Flughafen und Friedhof das verschlossene Che Memorial. Da die direkte Verbindung angeblich nicht existiert nehmen wir die neue Teerstraße. Zwar 60km Umweg, dafür tolle Kurven in einer netten Landschaft und kein Verkehr. Es könnte schlimmer sein.
In Samaipata angekommen suchen wir als erstes ein Internet Cafe um Werner und Claudi zu finden, die wir in Valparaiso kennen gelernt haben und die hier auch irgendwo abgestiegen sind. Prompt sitzen die beiden im Netz-Cafe und versuchen auch gerade Kontakt mit uns aufzunehmen.
Nach ein paar erholsamen Tagen, ein paar Bierchen und einigen Salchi-Papas trennen sich unsere Wege wieder. Die beiden wollen über die Ruta del Che nach Sucre, wir über Cochabamba nach La Paz. Zuerst müssen wir uns aber Geld pumpen. Der nächste Automat steht in Santa Cruz und tanken sollten wir auch noch.
Die Straße ist entgegen anderslautender Infos nicht durchgehend geteert, führt aber dafür durch die nebligen und wolkenverhangenen Yungas, meist als Kammstraße. Solange keine Wolken die Sicht auf wenige Meter verkürzen und für eine glitschige Straße sorgen begeistert uns die grandiose Aussicht.
In Cochabamba wollen wir eigentlich nur kurz Geld holen und auftanken. Wir erwischen jedoch die Marktstraße und kämpfen uns im stehenden Verkehr mühsam vorwärts. Der Markt erstreckt sich hier über die ganze Innenstadt und so dauert es bei heissgelaufenen Motoren einige Zeit bis wir aus dem Großstadtgewühl den richtigen Weg Richtung La Paz finden. Es ist bereits dunkel als wir in einem Vorort eine Herberge für die Nacht finden. Die Matratzen sind durchgelegen und bretthart aber wir sind müde und sogar zu erschöpft um nochmal rauszugehen und uns ein Abendessen zu suchen. Motels sind hier übrigens ausnahmslos Stundenhotels!
Der weitere Weg nach La Paz ist nichts besonderes. Zuerst gehts über einige, bei Graupel und Regen ungemütlich kalte Pässe, dann auf der Ruta 1 mit reichlich LKWs und Kamikaze-Bussen über das hier eintönig und langweilige Altiplano.