Auf der Fahrt von Iquique hinauf in die Hochebene der Atacama verliere ich erstmal meine obere Kettenspannrolle. Ungeschickterweise hat sich aber nicht nur die Schraube gelöst sondern an der Stelle wo sich zuvor ein Gewinde befand klafft ein Loch in meinem Rahmen. War die Kette doch schon wieder zu locker, aber vor den bevorstehenden Staub und Sandstrecken wollte ich nicht die neue Kette aufziehen. Direkt am Weg besichtigen wir noch eine alte Salpeter / Jod „Fabrik“ die erst kürzlich von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Eine abgefahren Mad Max Kulisse mit etwas Wild Wild West Charme.
Pünktlich zu Suses Geburtstag gibts etwas Sand als Geschenk. Allerdings erstmal weniger zum fahren, vielmehr in Form einer Düne an den Geoglyphen des „Gigante de Atacama“ an dem wir unser Zelt für die Nacht aufschlagen. Rund um uns herum nur Ebene und am Horizont schimmern Nachts in jeder Richtung die Lichter von kleinen Siedlungen. Dunkel wird es eh nie so richtig. Entweder der Mond oder die viele Sterne sorgen immer für erstaunlich viel Restlicht.
Die Strasse wieder auf 4000m bis zur Bolivianischen Grenze ist durchgehend geteert und gut zu fahren. Lediglich die dünne Luft sorgt für einen dramatischen Leistungsverlust und auf einigen Steigungen kommen wir im 3. Gang gerade mal auf 60 km/h.
Noch fahren wir allerdings nicht nach Bolivien. Uns lockt mal wieder die Einsamkeit. Wir wollen entlang der Grenze auf chilenischer Seite nach Norden, durch die wenig besuchten Nationalparks Isluga, Vicuna und Lauca.
Zwei kleinere Probleme haben wir allerdings noch. Wir sollten mal wieder tanken und Suses Rauchwaren gehen auch zur Neige. Kurz vor dem Gigante hat Suse zwar noch 5 Liter aus einem Faß nachtanken können, aber bei dem 50% Preisaufschlag habe ich verzichtet. Hier oben an der Grenze soll es zwar auch noch irgendwo Sprit aus Kanistern geben, aber auch die Hinweise der Einheimischen helfen uns nicht weiter.
Bleibt nur zu hoffen, daß uns das Benzin nicht unterwegs ausgeht. Wie weit es bis zur nächsten Tankstelle ist wissen wir geschickterweise auch nicht so genau. Die Streckenangaben schwanken zwischen 180km und 260km bis zur nächsten Teerstraße und ich habe zuletzt vor 280 km vollgetankt. Gut, daß ich das 30l Faß als Tank montiert habe. Bleibt zu hoffen daß der Verbrauch auf ca 4300m nicht allzusehr ansteigt. Zigaretten gibt es in Colchane auch keine, aber die Suche nach Benzin und Kippen hat uns nochmal 30km gekostet.
Kaum abgebogen werden die Wege wieder sandiger und am Nachmittag ziehen auch noch dunkle Wolken auf. Suse fühlt sich auf der Strecke nicht allzu wohl und so kommen wir recht langsam vorwärts, was mich nicht besonders stört, da ich so etliche Fotostops einlegen kann.
Mit Blick auf den Isluga Vulkan stellen wir schon um kurz nach vier bei einsetzendem Regen unser Zelt auf, haben aber Glück und nach einem kurzem Schauer können wir den Abend noch bei einem wärmendem Geburtstags-Lagerfeuer und leckerem Bohnen-Kartoffel-Gemüseeintopf ausklingen lassen.
Bei einem Bad in den heissen Quellen von Agua Calientes gelingt es mir beim nächsten Mittagssnack meinen Geruch mit Schwefel zu überdecken, aber Suse mag nicht so recht ins heisse und stinkende Wasser. Ich habe auch erst Bammel vor dem wieder rauskommen, aber bei geschätzen 45 Grad Wassertemperatur bin ich dann so aufgeheizt, dass der zuvor recht kalte Wind zum Abkühlen grad recht ist.
Wir haben genügend Wasser und Vorräte dabei und so schlagen wir unser Nachtlager wieder etwas früher auf, da sich vor uns ein fettes Gewitter in den Bergen festgesetzt hat.
Nachdem sich der Morgennebel verzogen hat, haben wir eigentlich nur noch eine kurze 50 km Etappe zum Lauca vor uns. Der Weg wird allerdings noch etwas schlechter und durch den Regen in der Nacht zuvor sind die Bäche und Flüsse angestiegen, so dass wir durch einige spannende Wasserdurchfahrten aufgehalten werden. Die Aussicht hier im Lauca Nationalpark ist dafür überwältigend. Pures Altiplano, so wie man sich die Anden vorstellt. Hochebenen mit Salzseen, Lagunen, Vicunas, Lamas, Flamingos und das alles umrahmt von schneebedeckten Vulkanen.
Obwohl wir nur noch 20 km zur Strasse am Lago Chungara, dem welt-höchsten See haben legen wir eher als geplant unseren Mittagssnack ein. Vor uns bilden sich schon wieder dunkle Wolken und da wollen wir doch lieber noch etwas in der Sonne sitzen. Hier auf 4300 m wird es ganzschön schnell kalt sobald die Sonne weg ist. Zufällig entdecken wir kurz darauf am Wegesrand ein paar heisse Quellen, zu klein um direkt darin zu baden, aber praktischerweise ist eine Hütte mit „Indoor-Pool“ daneben, wo wir natürlich gleich noch eine Badepause einlegen. Lange halten wir es im Wasser allerdings nicht aus, da es viel zu heiss ist.
Nach der Badepause zeigt sich auch die Sonne wieder zwischen den Wolken und frisch geputzt fühlen wir uns auch in den siffigen Motorradklamotten wieder wohler, so daß die letzten paar Kilometer bis zur Straße recht flott vorübergehen.
Schade, daß die Parks schon vorbei sind, denken wir uns. Dafür liegt Bolivien vor uns. Nach 6 Monaten Argentinien und Chile das nächste Land auf unserer Motorradreise durch Südamerika.