Jan 122012
 

Jetzt sind wir schon 3 Monate on Tour. Das erste Viertel unsrer Motorradreise durch Südamerika is rum und wir gewöhnen uns langsam daran unterwegs zu sein.

Unser Standard- Tag sieht so aus:
Morgens ausschlafen bis es uns zu warm im Zelt wird, dann gemütlich Kaffee kochen und n Stück Kuchen zum Frühstück. Dann gemütlich das Zelt und unser Gepäck zusammenpacken, auf den Motorrädern verzurren und weiterfahren. Unterwegs einen Supermarkt finden, Essen kaufen, an einem Mirador einen Mittagssnack einlegen, noch bissl weiterfahren und langsam anfangen einen hübschen Platz für die Nacht zu suchen. Bei einem kleinen Lagerfeuer kochen und gemütlich ein Bier trinken, bevor wir bei sternenklarer Nacht in unsre gemütlich warmen Schlafsäcke schlüpfen.

Es gibt aber auch die anderen Tage:
Nachts stürmt es so, dass wir nicht schlafen können. Morgens ist es saukalt und es regnet, aber irgendwann muss ich raus, einen Baum suchen. Das Zelt ist völlig verschlammt, ein Bach läuft durch unser Vorzelt und in einer Zelt-Ecke bildet sich bereits eine Pfütze. Wir müssen aber weiter, da wir nichts mehr zu essen haben. Bevor wir losfahren müssen wir meiner DR aber erstmal Starthilfe geben. Alle Supermärkte haben geschlossen. Die Siesta dauert hier von 12-17 Uhr. Erst kommt ewig keine Tankstelle, dann bekommen wir nur 10 Liter. Glück gehabt, wenigstens etwas.  Es dämmert bereits aber rechts und links der Strasse sind nur breite Wassergräben und Zäune. Endlich finden wir ein kleines Plätzchen zwischen Zaun und Strasse, als es wieder zu regnen beginnt. Wir verziehen uns zum Kochen ins Vorzelt, aber jetzt fallen auch noch die Mücken über uns her.

Es gibt einfach solche und solche Tage, aber wir haben bislang Glück.

Aber beginnen wir von Vorne:

Die Zoll und Hafenabfertigung in Buenos Aires bringen wir schnell hinter uns. Nur die Frachtbriefe müssen wir für viel Geld neu ausstellen lassen. Die Stadt gefällt uns nicht besonders, auch die hochgelobten Kneipenviertel können wir nicht finden, aber wir müssen fast eine Woche auf unser Gepäck warten, das Condor in Frankfurt am Flughafen nicht mitgenommen hat.

Uruguay ist unspektakulär, grüne Wiesen, sanfte Hügel und sumpfige Weiden wechseln sich ab. Alles ist eingezäunt, wild zelten fast unmöglich und die wenigen Campingplätze sind nicht besonders. Die Urlaubsorte an der Küste liegen noch im Winterschlaf und auch das Wetter zeigt uns die kühle Schulter. Die Infrastruktur ist gut und die Einheimischen sind höflich und zurückhaltend.

 

In Brasilien werden wir hingegen gleich an der ersten Tankstelle freundlich begrüsst und öfter angesprochen. Entgegenkommende Autofahrer haben den Daumen zum Gruß gehoben und auch die Landschaft wird abwechslungsreicher. Wir vermeiden die großen Fernstrassen und schlagen uns auf Feldwegen durch. Campingplätze sind schwierig zu finden, dafür lernen wir die Kilo Restaurants kennen. Entweder „all you can eat“ vom Buffet oder „nach Gewicht“. Die Leute sind herzlich, die Landschaft ist grün. Hin und wieder ein Gebirge. Florianopolis beeindruckt uns nicht so sehr. Eine Großstadt auf einer zugebauten Insel mit Verkehrsverstopfung. Besonders lieb aufgenommen wurden wir in der Gegend um Feliz, bei Nuovo Hamburgo.
Der nächste Pflichtbesuch waren dann die Cataratas de Iguazu. Beeindruckend!  „Mui lindo“ waren besonders die vielen Schmetterlinge die sich hier an salzhaltigen Pfützen zu tausenden versammeln.

In Misiones gabs noch einen Abstecher zu den Jesuiten Missionen und dann kam bis Cordoba nichts mehr. Nur Sumpf, Hitze und flaches Land. Hier hätte es noch ein paar Nationalparks gehabt, aber uns war einfach nur viel zu heiss.
Richtig gut gefallen haben uns dann wieder die Cordillieren nördlich und südlich von Cordoba. Hier treiben wir uns über eine Woche rum und haben dabei noch längst nicht alle guten Moppedstrecken abgefahren.
Den Abstecher Mendoza hätten wir uns sparen können, uninteressanter Nationalpark, großer Umweg. Suse bekommt es zum ersten mal mit richtig sandigen Pisten zu tun und lernt sie zu hassen.
Weiter fahren wir jetzt auf der Ruta 40, der längsten Strasse der Welt. Zum Großteil asphaltiert, aber immer mal wieder gespickt mit holprigen, kiesigen oder Wellblech Abschnitten. Hier treffen wir auch zum ersten mal seit sechs Wochen auf andere Motorradreisende.
Im Lake Distrikt zwischen San Martin de Los Andes und El Bolson gefällt es uns dann wieder richtig gut. Alpenidylle vom Feinsten.

Das nächste Highlight lässt nicht lange auf sich warten. Die Carretera Austral ist bislang unser Favorit. Eine absolute Traumstrasse. Meist recht schmal, manchmal geteert, nicht allzuviel Verkehr und eine gigantische und abwechslungsreiche Gebirgslandschaft. Lediglich die Infrastruktur lässt etwas zu wünschen übrig. Frische Lebensmittel werden einem an der Grenze abgenommen und dann kommen kaum noch Einkaufsmöglichkeiten.  Wir erwischen auch noch traumhaftes sonniges Wetter. Für die pazifische Andenseite hier unten in Patagonien wohl eher die Ausnahme.

Wieder in Argentinien wechseln sich wie gehabt langweilige Passagen mit  landschaftlichen Höhepunkten ab. Vielleicht gefällt es uns überall gerade deshalb so gut, weil dazwischen immer weite Strecken mit Nichts liegen.

Unseren ursprünglichen Plan Weihnachten oder Silvester in Ushuaia zu verbringen geben wir endgültig auf. Wie die Zugvögel treibt es die Motorradfahrer gen Süden aber wir lassen uns mehr und mehr Zeit. Am Fitz Roy finden wir einen tollen Platz am Fluss, der so windgeschützt ist, dass wir sogar Feuer machen können.  Wo es geht kochen wir mittlerweile über der Glut und ich habe mir das Mate Trinken angewöhnt.

Beim Perito Moreno, wo wir Weihnachten verbringen, und an den Torres del Paine finden wir wieder tolle Übernachtungsplätze. Kaum haben wir ein Feuer sind wir mehr als zufrieden. Aber auch ein Dach über dem Kopf wissen wir in Puerto Natales, wo wir das Jahr ausklingen lassen, wieder zu schätzen.
Der patagonische Wind ist uns in den letzten Tage etwas zu lästig geworden und so legen wir schon wieder ein paar Ruhetage ein.

In den drei Monaten sind wir immerhin schon 12000 km gefahren. Im Schnitt pro Woche also ca. 1000 km.
Wir waren in Argentinien, Uruguay, Brasilien und Chile und aus den meisten großen Städten haben wir uns raus gehalten.
Pannen hatten wir noch keine. Dreimal haben wir die Vorderreifen geflickt. Zweimal davon waren Prophylaxe. Unseren Ersatz-Kupplungszug haben wir schon verbaut und meine gerade mal ein halbes Jahr alte Batterie mussten wir auch schon austauschen.  Meine DR läuft mittlerweile besser als in Deutschland. Lediglich der brasilianische Sprit hat uns etwas Schluckauf beschert.

Obwohl es mir von Anfang an ganz normal vorkam unterwegs zu sein, gewöhne ich mich erst langsam daran richtig zu reisen und mir Zeit zu lassen. Dieses erste viertel Jahr ist viel zu schnell vergangen, aber noch haben wir den grössten Teil unseres Südamerika Abenteuers vor uns.

Und was haben wir gelernt?
Die Distanzen hier sind riesig. Es ist alles überraschend europäisch. Patagonien fängt schon ziemlich weit im Norden an. Unser Zelt können wir langsam ordentlich aufbauen. Überall stehen Zäune und eine Kuh braucht mindestens 10 ha um satt zu werden.

 

  2 Antworten zu “Rückblick – Das erste 1/4 Jahr Motorradreise durch Südamerika”

  1. Bin gespannt auf Eure 12-Monats-Resüme! Dabei interessiert mich besonders die emotionale und menschliche Seite!

    Und nie vergessen: der Leser will nicht neidisch sein, sondern wie es mein Lieblings-Autor mal ausdrückte: es gibt nichts Schöneres als dem Held beim Scheitern zu zusehen!
    Damit will ich Euch natürlich wahrlich nichts schlechtes wünschen! Ganz im Gegenteil! Toi, toi, toi!
    Aber in der Krise immer erst fotographieren und dann erst das Problem lösen – was zuweilen ganz schön schwer ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß!

    Wünsche Euch viele Abenteuer in angenehmen Maßen und viele intensive Begegnungen mit den Menschen in Südamerika für die nächsten 9 Monate, die Euch noch vom 1-Jahres-Rückblick trennen!

    Und seht zu, daß Ihr genug Zeit für die peruanischen Anden habt, damit ihr endlich mal nicht mehr von der Sonne aus dem Zelt getrieben werdet, sondern auch mal ne Nacht bei zweistelligen Minusgraden erlebt. Ich weiß, das könnt Ihr nicht nur ab, sondern werdet es genießen!

    Rock-n-Roll!

    Panny

  2. Ois guade, oide Gwandlaus!

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